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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0053

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Ebeleben mit Marksussra.

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Die grosse Glocke wurde 1836 von Kobert Meyer in Ohrdruf, die dritte, ein
Geschenk des Prinzen August L, 1742 und die kleine 1832 von Friedrich See zu
Creutzburg gegossen.

Nach E. eingepfarrt ist die westlich davon gelegene Teichmühle, sowie der
Bahnhof und die Zuckerfabrik, nordöstlich davon gelegen.

Auf dem freien Platze nördlich von der Kirche und südlich von dem dort be-
findlichen Teiche lag Jahrhunderte hindurch das Gebäude der Stiftsschule, einer
für E. und die ganze Umgegend wichtigen Anstalt. Die Schule wurde 1552 nach Auf-
hebung des Klosters Marksussra von dem Bitter Hans von Ebeleben gegründet
und bestand bis 1829, in welchem Jahre sie aufgehoben und mit dem Gymnasium zu
Sondershausen vereinigt wurde. Sie war für zehn Schüler bestimmt, welche sich eine
höhere wissenschaftliche Bildung erwerben wollten, und gewährte denselben nicht blos
freien Unterricht, sondern auch völlig freie Pension. — Nach Aufhebung dieser Anstalt
diente das Gebäude noch mehrere Jahre als Gemeindeschulhaus, wurde aber, nachdem
die Gemeinde das Justizamtsgebäude erworben und zu Schulzwecken eingerichtet hatte,
abgebrochen.

Unter den Eectoren der betr. Stiftsschule ist besonders der als Chronist höchst
verdienstvolle Paul Jovius rühmlich hervorzuheben, welcher an derselben von 1616
bis 1633 wirkte.

Profangebäude. Das fürstliche Schloss, westlich von der Kirche und
noch etwas höher, als diese, gelegen, überragt den ganzen Ort, wird darum ziemlich
weit gesehen und gewährt der Umgegend einen sehr freundlichen Anblick. Seit dem
Tode des Fürsten Günther Friedrich Carl I. im Jahre 1837 hat kein Glied des
Fürstenhauses auf demselben wieder Hof gehalten, vielmehr ist es seitdem einer oder meh-
reren fürstlichen Behörden als Sitz und deren Personal als Wohnung angewiesen worden.

Das Schloss besteht aus einem ziemlich umfangreichen, zwei Höfe umfassenden
Gebäudecomplex (s. Fig. 10), der aber aus sehr verschiedenen Zeiten stammt. Der
älteste Theil desselben liegt an der Ostseite des oberen Hofes und wird das Ebeleber
Haus genannt. Mit demselben samt dem Dorfe Ebeleben wurde von den Landgrafen
von Thüringen im zwölften Jahrhunderte eine Familie belehnt, die sich nach dem Dorfe
nannte und jenes Haus zu ihrem Stammsitze und zum Hauptorte der kleinen Herrschaft
machte, welche, ausser Ebeleben, aus den Dörfern Marksussra, Billeben undHolz-
sussra bestand und, theils durch Belehnung, theils durch Kauf, in ihren Besitz
gekommen war. Mit dem Dörfchen Marksussra wurden die Bitter von Ebeleben von
den Grafen von Gleichen belehnt, das Dorf Billeben kaufte Albert von Ebeleben
1265 von den Landgrafen von Thüringen, und das Dorf Holzsussra erwarben
Ludolph, Otto und Albrecht von Eb. 1340 von den Grafen von Honstein um
70 Mark. — Längere Zeit waren die Bitter von Eb. auch im Besitze des Dorfes
Bothenheilingen; doch war dasselbe kein Pertinenzstück der Herrschaft Ebeleben,
sondern ein für sich bestehendes Gerichtsdorf. Daneben waren sie mit Gütern in
einigen benachbarten Orten belehnt.

Um 1370 und 1372 trugen die Herren von Eb. die Güter, welche bis dahin zur
Hälfte ihr freies Eigenthum gewesen waren — die andere Hälfte war kursächsisches
Lehen — den Grafen von Schwarzburg zu Lehen auf und empfingen sie als
solches zurück. Von diesen Gütern heisst es in den betr. Urkunden, „dass sie in den

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