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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0054
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Ebeleben mit Marksussra.

Grafschaften Winkeln und Kirchberg gelegen seien, als Ebeleben mit Zugehörungen,
Billeben und Holzsussra nebst den Waldungen Fuchsloch (Fuchslohe) und Hotzenberg".

Aus der Reihe ihrer Glieder sind besonders hervorzuheben: Albert, welcher
1277 das Kloster Marksussra gründete (vergl. Marksussra), dessen Bruder Heinrich,
Erzbischof von Mainz, und Hans, welcher 1544 die Reformation in seiner Herrschaft
einführte, 1551 das Kloster Marksussra aufhob und mit dem grössten Theile von
den Einkünften desselben die 1552 von ihm ins Leben gerufene Stiftsschule zu
Eb. dotirte.

Die Familie der Ritter von Eb. starb mit Johann Christoph aus, welcher
1578 geboren war und 1651 als kursächsischer Oberhofrichter zu Wittenberg starb;
doch war er nicht mehr im Besitz der Herrschaft Ebeleben, indem dieselbe 1597 resp.
1616 durch nothwendigen Verkauf an die Grafenvon Schwarzburg gekommen war.

In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts waren nämlich die Herren
von Eb. so verschuldet, dass sie sich genöthigt sahen, ihre Herrschaft zu verkaufen.
Die Grafen von Schwarzburg, welche seit 1372 über dieselbe die halbe Lehnsoberhoheit
und derzufolge ein Vorkaufsrecht hatten, brachten sie 1597 um 120,000 Gülden an
sich, zugleich mit dem Erbieten, auch das um 6000 Gülden verpfändete Dorf Bothen-
heilingen einzulösen; da aber gegen ihr Vorkaufsrecht mancherlei Einsprüche erhoben
wurden, so verzögerte sich die TJebergabe der betr. Herrschaft an die Grafen von
Schwarzburg bis zum Jahre 1616.

Als die Grafen von Schwarzburg in den Besitz von Eb. kamen, bestand das
Schloss daselbst ausser dem östlichen Flügel, dem sog. Ebeleber Haus, noch aus einem
nördlichen Flügel, das Mühlhäuser Haus genannt, weil die Mühlhäuser denselben
auf Befehl des Herzogs Georg von Sachsen an der Stelle des Gebäudes hatten auf-
führen müssen, welches im Bauernkriege (1525) von den Rotten des Thomas Münzer,
zu welchen die Mühlhäuser das bedeutendste Contingent gestellt, zerstört worden war.
Die Jahreszahl 1530 an diesem Flügel bezeichnet das Datum seiner Vollendung.

Unter diesen Grafen erfuhr das Schloss bedeutende Erweiterungen und Ver-
schönerungen, indem fast immer eine Linie des gräflichen Hauses auf demselben residirte.
Besonders viel that in dieser Beziehung der Graf Ludwig Günther L, dem hei der
Theilung des Landes ums Jahr 1643 Ebeleben zugefallen war, und der von 1651 bis
1666 auf dem Schlosse daselbst Hof hielt. Er baute den südlichen Flügel mit dem
Schlossthurme, verband auch das Ebeleber und Mühlhäuser Haus, also den Ost- und
Nordflügel, durch ein besonderes Gebäude und führte an der Westseite des Schloss-
hofes zwischen dem Süd- und Nordflügel eine hohe Mauer mit einem eisernen Gitter-
thore auf, so dass derselbe von allen Seiten geschlossen war. Von demselben Grafen
rühren auch die Gebäude her, welche den nördlich an den oberen Hof grenzenden
unteren Hof umgeben, und in welchen sich die Canzlei, der Marstall, Kutschremisen etc.
befanden. — Auch dem Prinzen August I., welcher das Schloss bis zu seinem Tode,
1751, bewohnte, verdankt dasselbe nebst dem angrenzenden Garten manche Ver-
besserung. — Besonders viel that aber für den erwähnten Garten der Fürst Christian
Günther (reg. 1758—1794), indem er denselben 1774 nach französischem Geschmacke
mit schattigen Gängen und Lauben, kühlen Grotten, Springbrunnen und einem sehr
hübschen Wasserfalle versehen, mit Statuen schmücken und selbst mit einer Rasen-
bühne (Theater) ausstatten liess, deren Coulissen von beschnittenen Hecken gebildet
wurden. An der Nordseite des Gartens liess er zwei Gewächshäuser und zwischen den-
 
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