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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0087

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Holzthaleben.

nachdem 1745 das alte sehr stattliche Kirchengebäude durch eine Feuersbrunst zer-
stört worden war.

Von den drei Kirchenglocken mit 1,33, — 1,55 und 0,80 m Durchmesser wurden
die grosse und mittlere 1818 von E. Chr. Koch zu Mühlhausen und die kleine 1878
von Carl Friedr. Ulrich zu Apolda gegossen. — An der grossen Glocke befindet sich
ein Medaillon mit den Aposteln Petrus und Paulus.

An der linken Seite des südöstlichen Eingangs zum Gottesacker trägt ein Stein,
der sich früher über dem vormaligen Gottesackerthore befand, die Inschrift: VIVE
MEMOR LETHI 1611, und ein Stein über dem nördlichen Eingange desselben hat als
Inschrift: W. 1699.

Ausser der beschriebenen Kirche gab es früher zu Holzthaleben noch ein kirch-
liches Gebäude, die Wallfahrtscapelle St. Lorentii, welche am nordwestlichen
Ende des Dorfes lag. Eine sichtbare Spur ist zwar von derselben nicht mehr vor-
handen; aber als ihren Stand bezeichnet man eine Stelle in dem sog. Brehmens-
Garten. Dort soll auch die Glocke ausgegraben worden sein, welche bis zu dem
grossen Brande, der das Dorf 1745 betraf, auf dem kleinen Thurme der Gemeinde-
schenke hing und mit beim Gusse der jetzigen Glocke daselbst verwendet wurde.

Wüstungen. Etwa 2 km westlich von Holzthaleben lag vormals ein Kloster,
das Katharinenstift genannt, nebst einer Capelle, beide reich dotirt. Nach Ein-
führung der Reformation wurden sie aufgehoben und die bedeutenden Einkünfte der-
selben der Kirche und Pfarrei zu Holzthaleben zugewendet. Von den Gebäuden oder
auch nur von den Grundmauern derselben findet man an dem einstigen Standorte
nichts mehr; nur Dornen und wilde Rosen wachsen an jener Stelle, welche den Namen
Katharinenkirchhof führt.

Ebenfalls 2 km von Holzthaleben entfernt, aber in südwestlicher Richtung davon
gelegen, ist die Wüstung Berterode von einem vormaligen Dörfchen dieses Namens.
Spuren von demselben sind nicht mehr vorhanden; aber die Gegend, in welcher es
lag, heisst nach ihm der Berteröder Grund, und es giebt über dasselbe auch
einige urkundliche Nachrichten. Nach einer Urkunde des Klosters Völkenrode von
1197 bestätigt der Landgraf Hermann von Thüringen den Kaufvertrag, nach welchem
der Abt Abold von Völkenrode für das Kloster von einigen Vasallen des Land-
grafen Güter zu Berterode und Menterode um 70 Mark erworben hat. — Nach
Galetti's Geschichte des Herzogthums Gotha IV. 225. war Berterode nach Menterode
eingepfarrt. — Wahrscheinlich ist dieses Berterode derselbe Ort, welcher im Jecha-
burger Archidiaconatsregister von 1506 unter dem Namen Bertholderode als zur sedes
Marksussra gehörig, aber als desolat bezeichnet wird.

Eine fernere Wüstung in der Flur von Holzthaleben, 2 km südöstlich vom
Dorfe, ist die von dem untergegangenen Dörfchen Möhlisch. Spuren von demselben
und urkundliche Nachrichten über dasselbe sind nicht vorhanden; doch führt eine
kleine Waldung in der Nähe seines ehemaligen Standortes den Namen Möhlisches
Hölzchen.

Ueber die theilweise zu Holzthaleben gehörige Wüstung Ingelstedt vergl.
Grossbrüchter.
 
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