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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0089

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Jecha. — Jechaburg.

0,5 km südlich vom Dorfe Jecha da gelegen haben soll, wo der Weg nach dem Spieren-
thaie und der nach Holzengel sich scheiden. Bis zur Separation hiess ein Graben,
welcher sich von der betreffenden Wüstung bis nach Jecha erstreckte, der Anke-
röder Fluthgraben. Sichtbare Spuren von dem Dörfchen sind nicht mehr vorhanden.

Jechaburg,

Pfarrkirchdorf mit 296 Einw., Wippergau, 2,5 km westlich von Sondershausen, am süd-
lichen Abhänge des Frauenberges, aber noch ziemlich hoch gelegen, so dass man von
da aus eine reizende Aussicht ins Bebra- und Wipperthal hat, auch das Dorf selbst
mit den hinter ihm und zum Frauenberg sich hinauf erstreckenden Berggärten einen
herrlichen Anblick gewährt. '

Urkundliche Namensformen: 1128 Gigenburg, Gigeburg, 1144 Jecheburc,
1188 Gicheborg, Giecheburhe, 1189 Jecheburch, 1297 Jhecheburg, Jeich-
bergc, 1303 Jecheborg, Jechenborg, später Jechenburgk, Jecheburc, Jechin-
burg und Jichenburg.

Die Kirche St. Petri, Archidiaconat und Decanat oder sedes Jechaburg,
Mutterkirche von denen zu Bebra und Stockhausen, ist im Grundrisse ein Rechteck
von 23,8 m Länge und 11,9 m Breite im Innern und ohne architektonischen Schmuck.
Die Umfassungsmauern haben eine Stärke von 1,26 m, und nur der Theil derselben
an der nordwestlichen Ecke, welcher ein Rest der Thurmmauer der alten Stiftskirche ist,
hat eine Stärke von 2,20 m. Der Grundstein der Kirche ist, wie ein in derselben
stehender Stein angibt, unter dem Fürsten Günther am 26. August 1726 gelegt
worden, und sie wurde, nachdem sie nothdürftig ausgebaut war, am 1. April 1731
eingeweiht.

Die alte Dom- oder Stiftskirche St. Petri und Pauli, welche früher an
der Stelle der jetzigen Kirche stand, und welche der dort gegründeten und einst so be-
deutenden Domprobstei ihren Ursprung verdankt, soll dreizehn Altäre und viele
kostbare Gemälde und andere Kunstwerke enthalten haben. Um das Jahr 1000 ge-
gründet, war sie in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts allmählich in
Verfall gerathen, dass man sie nur noch bis etwa 1625 benutzen konnte. Von da ab
bis 1727 dienten zu gottesdienstlichen Versammlungen die Bodenräume der Schule
und seit 1639 ein kleines Erbauungshaus, das man an den alten Thurm anlehnte, der
aber nebst der kleinen Kirche durch einen Blitzschlag (1725) in einen unhaltbaren
Zustand versetzt wurde, worauf man zu dem eben erwähnten Neubau schritt.

Die jetzige Kirche besitzt zwei Glocken, die in einem zwischen der Kirche und
der Pfarrwohnung stehenden Glockenstuhle aufgehängt sind. Die grössere von 0,70 m
Durchmesser ist 1874 aus dem Metalle einer älteren zersprungenen unter Hinzunahme
der vom deutschen Kaiser zu diesem Zwecke geschenkten, im deutsch-französischen
Kriege eroberten Kanonenbronce gegossen worden. Die kleinere von 0,26 m Durch-
messer, die allein übrig gebliebene von den fünf Glocken, welche die alte Stiftskirche
besessen haben soll, hat folgende den oberen Rand umgebende Inschrift (s. Fig. 21).

Unter dieser Inschrift befindet sich an beiden Seiten der Glocke je ein Medaillon,
 
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