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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0091

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Jechaburg.

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das eine enthält das Bild des Apostel Petrus mit dem Schlüssel, das andere das
Bild der Maria, das Crucifix im Schosse haltend (s. Fig. 22).

Bald nach Erhauung der Domkirche war auf dem Berge, an dessen Abhänge
Jechaburg liegt, eine Capelle errichtet worden, die man Unserer Lieben Frauen
weihete, und von welcher der Berg den Namen Frauenberg erhielt. Ihr Bestehen bis
in die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts wird von Paul Jovius ausdrück-
lich bezeugt; später hatte auf dem Berge sich so sehr jede Spur von ihr verloren,
dass man sie in missdeutender Auffassung der Ueberlieferung von einer in monte ge-
legenen Capelle an dem Berge suchen zu sollen glaubte, und es bedurfte der scharfen
Combinationsgabe des Archivraths Prof. Dr. Irmisch, um ihren Standort auf dem Berge
zu entdecken. Namentlich auf seine Anregung und nach seinen Angaben wurden 1873
Nachgrabungen gemacht und die Grundmauern der betr. Capelle blossgelegt. (Vergl.
Kegierungs- und Nachrichtsblatt des F. Schwarb.-Sond. 1873, No. 135 — 152). Der
G-rundriss derselben ist in Fig. 23 dargestellt.

Die Abmessungen der Capelle sind hiernach: Länge des Innenraumes von der
Westmauer bis zum Ende der Altarnische 19,62 m, Länge des Querschiffes 12,08 m,
Breite desselben 5,34 m, Breite des Schiffes 8 m, Länge desselben von der West-
mauer bis zum Anfange des Querschiffes 10,04 m. Der Grundriss, so wie die' beim
Aufgraben gefundenen Architekturtheile ergeben, dass die Capelle im romanischen
Stile erbaut war.

Wie bereits mitgetheilt wurde (vergl. Einleitung), ist in Jechaburg schon früh-
zeitig ein Benedictinerkloster gegründet worden; wann dies aber geschah, weiss
man nicht genau, weil die Urkunde über die Fundation desselben nicht mehr vorhanden
ist. Nach den Mittheilungen einiger Chronisten soll es vom Kaiser Otto I. (936—
973), nach denen anderer vom Erzbischof Willigis von Mainz ums Jahr
989 gegründet, bald nachher auch die Kirche St. Petri und Pauli erbaut worden sein.

Im Jahr 1004 wurde das Kloster in ein Domstift und eine Domprobstei
verwandelt. Das Domcapitel bestand aus einem Probst, einem Dechanten und
zwölf präbendirten Domherren. Bis 1482 wählte der Erzbischof von Mainz
den Probst, in diesem Jahre aber erhielten die Grafen von Schwarzburg das
Becht, sowohl den Probst, als auch die Domherren zu ernennen. Der Siegelstempel,
des Capitels (s. Fig. 24) enthält die Bilder der Apostel Petrus und Paulus und die
Umschrift: S. CAPITLI SCÖR. APLÖR. PETRI. -ET PAVLI. T IECHEBVRC *

Die Schutzgerechtigkeit über die Probstei hatten anfangs die Landgrafen
von Thüringen und die Grafen von Kirchberg; später kam sie an die Grafen
von Honstein und von diesen an die Grafen von Schwarzburg.

Die Probsteigebäude lagen südlich von der Domkirche; sie sind aber selbst
bis auf die Grundmauern verschwunden.

Darüber, dass die Probstei oder das Archidiaconat Jechaburg mit der Zeit sehr
bedeutend wurde und eine solche Ausdehnung erhielt, dass es in elf Decanate oder
sedes eingetheilt wurde, vergl. Einleitung.

Aber auch diese so bedeutende Stiftung erlag endlich der Ungunst der Zeit
und der Rohheit der Menschen, welche letztere namentlich zur Zeit des Bauernkrieges
so vielen Klöstern den Untergang bereitete. Auch das Stift Jechaburg hatte durch
den Bauernkrieg (1525) sehr viel zu leiden; es wurde völlig ausgeplündert, wobei sehr
viele Urkunden desselben verloren gingen. Bald nachher verliessen auch einige Dom-
 
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