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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0097

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Keula.

6T

namentlich ein silberner und vergoldeter Abendmahlskelch von 0,17 m Höhe und

0. 10 m oberen Durchmesser aus. Er hat einen sechstheilig ausgeschweiften Fuss;
auf einem der sechs Felder befindet sich ein liegendes Crucifix mit der Ueberschrift:

1. N.R.I. Auf den sechs Köpfen des runden Knaufes stehen die Buchstaben: J.H.E.S.V.S.
unter dem Knaufe stehen dieselben Buchstaben und über demselben: G.R.A.C.I.A.

Von den drei Kirchenglocken mit 1,26 — 1,9 und 0,90 m Durchmesser
wurden die grosse 1832 von Joh. Friedr. See zu Creutzburg, die mittlere 1780 (ohne
Namen des Glockengiessers) und die kleine 1818 von E. Chr. Koch zu Mühlhauseu
gegossen.

Profangebäude. Die fürstliche Domaine. Die sehr umfangreichen Ge-
bäude derselben sind grösstentheils neuern Ursprungs; doch gehören zu ihr auch noch
Ueberreste der alten Burg, welche sich in nächster Nähe befand, die benutzt worden
sind, ihnen Ein- und Anbauten anzufügen.

Die erwähnte Burg, auch Schloss genannt, mit ihren interessanten Ruinen
(s. Fig. 25»), südwestlich von den Domainengebäuden gelegen, war nicht blos ein um-
fangreiches, sondern auch schönes Bauwerk; denn noch nach ihrem ersten Verfall
sollen die Seitenwände mit ihren grossen Fensterreihen — zwei Fenstereinfassungen
sind noch ziemlich gut erhalten, s. Fig. 25 b, — und ihren architektonischen Zierathen
einen grossartigen Anblick gewährt haben, wozu auch der hohe und ansehnliche Thurm
beitrug, welcher die Burg weit überragte. Seinen Standort kann man noch genau an
dem Gemäuer erkennen, das sich einst an ihn anlehnte.

Die Mauern der Burg waren, wie man noch an den Ruinen sieht, ungemein
stark, ebenso die Gewölbe und die sie tragenden und stützenden Pfeiler; der mitten
unter dem Kellergewölbe stehende Pfeiler, welcher in seiner Fortsetzung auch das Ge-
wölbe der ersten Etage trug, hat einen Umfang von 2,40 m.

Ringsum war die Burg von einem hohen Wallgraben umgeben, über welchen
eine Zugbrücke führte: gegenwärtig ist derselbe zum Theil ausgefüllt und in Garten-
land verwandelt, zum Theil steht er noch unter Wasser.

Wann und von wem die Burg erbaut wurde, darüber ist keine Kunde auf uns
gekommen. Als ihre ersten Besitzer lernen wir die Grafen von Honstein kennen,
von denen sie 1356 an die Grafen von Schwarzburg kam. Seit der Zeit diente
sie bis gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts öfters einer Linie dieses Grafen-
hauses als Residenz. Da sie aber nach jener Zeit nicht mehr dauernd bewohnt wurde,
und auch der Fürst Heinrich, obwohl er sich als Prinz zwischen 1730 und 1740
und noch als Fürst (1740—1758) oft und gern zu Keula aufhielt, nicht die Burg,
sondern ein südlich von ihr gelegenes Nebengebäude bewohnte, so gerieth sie allmäh-
lich in Verfall. Im Jahre 1772 liess der Fürst Christian Günther einen Theil
der Burg abtragen, ein noch grösserer Theil wurde 1811 von denjenigen Bewohnern
des Orts abgebrochen und zum Wiederaufbau ihrer Gehöfte verwendet, welche letztere
durch eine Feuersbrunst in jenem Jahre verloren hatten. Was damals noch übrig
blieb, sind die oben erwähnten, zum Theil durch Einbauten nutzbar gemachten Ruinen.

. Das südlich von der ehemaligen Burg gelegene und bereits erwähnte Neben-
gebäude besteht noch grösstentheils; ein Theil desselben ist dem fürstlichen Revier-
förster dort als Dienstwohnung angewiesen.

Burg, Dorf und Amt Keula waren schon frühzeitig freies Eigenthum der Grafen
von Hornstein. Im Jahre 1348 verpfändete Graf Heinrich III. von Hornstein und
 
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