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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Editor]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0119

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Sondershausen.

83

Ueber dieser Inschrift befindet sich das schwarzburgische Wappen.
Die Steinplatte links enthält die Inschrift:

ELISABET * GEBORNE * VON * EISENBERG * GREFFIN VND * FRAWE * ZV

SWARCZBVRGK *

lieber dieser Inschrift befindet sich das ysenburgis che Wappen.

Eine Steinplatte über beiden enthielt das Brustbild des Grafen Günther; da
aber die Platte und das Bild schadhaft geworden waren, so ist beides 1885 er-
neuert worden.

Der betr. Flügel besteht aus fünf Etagen und enthält unter andern die sog.
bernburgischen Logirzimmer.

Nach Vollendung des östlichen Flügels liess derselbe Graf Günther den nörd-
lichen Flügel in Angriff nehmen, soweit derselbe aus dem rechtwinkelig an jenen
sich anschliessenden Thurm e und dem mit Schiefer gedeckten Theile besteht. Das Jahr,
in welchem dies geschah, findet sich zwar nirgends verzeichnet, doch muss man 1547
in vollem Bau dieses Flügels begriffen gewesen sein; wenigstens steht diese Jahreszahl
unter dem vereinigten scbwarzburgisch-ysenburgischen Wappen, welches sich
am Kreuzgewölbe der in diesem Flügel gelegenen Kellerei befindet. Wahrscheinlich
vollendete Graf Günther auch diesen Flügel mit Ausnahme des Thurmes; aber bevor man
soweit gekommen war, wurde von dem unvollendeten Bau aus in dem Schlosse ein Ver-
brechen, ein Grafenraub, verübt. — Am 20. August 1549 oder 1550 entführte nämlich Jobst
Hacke, ein berüchtigter Raubritter, aus dem Schlosse zwei junge Grafen, Hugo, den
Sohn des Grafen Philipp von Mansfeld, und Albert, den jüngsten Sohn des
Grafen Günther XL., welche zusammen am Hofe des letzteren erzogen wurden. Jobst
Hacke lag, wie berichtet wird, wegen vermeintlicher Ansprüche mit dem genannten
Grafen Philipp in Fehde, und da er bisher gegen denselben nichts hatte ausrichten
können, so suchte er den Sohn desselben in seine Gewalt zu bringen, um in ihm ein
Unterpfand für seine Forderung zu erhalten. Da es ihm somit nur um den Grafen
Hugo zu thun war, so gab er den Grafen Albert bald wieder frei, jenen aber hielt er
zwei Jahr lang bald hier, bald dort verborgen, bis ihm für Freilassung desselben ein
Lösegeld von einigen tausend Gulden gezahlt worden war.

Der mit dem nördlichen Flügel zugleich begonnene Schlossthurm soll erst unter
den Enkeln des Grafen Günther XL. im Jahre 1596 vollendet worden sein; wahr-
scheinlich aber geschah es bereits 1572 unter dessen Sohne, dem Grafen Hans
Günther; wenigstens steht dies nach der Inschrift, welche sich an der Stundenglocke
dieses Thurmes befindet, zu vermuthen. Diese ist:

DER EDEL- VND W0HLGEB0RNE GRÄFE * GRÄFE HANS GVNTER ZV
SVNDERSHAVSEN * HAT DIESE ZIMMEL GIESSEN LAN * DIE STVNDE *
ZV MELDEN IEDERMAN * ECKHART KVCHGEN * GOS MICH * M. * D *

LXXI1 *

Diese Stundenglocke ist ziemlich gross, denn ihr Durchmesser beträgt 1,24 m;
die Viertelglocke wurde 1709 von Niclas Jonas Sorber zu Erfurt gegossen.

Der betr. nördliche Flügel hat gleich dem Thurme vier Etagen. Unter den
Bäumen der untern Etage zeichnet sich der in seiner ursprünglichen Anlage grosse und

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