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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0139
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Toba.

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Urkundliche Namensformen: 1226 Thaba, 1251 Taba, 1307 Thoba.

Die Kirche St. Georgii, sedes Marksussra, ist alt; sie erfuhr von 1606 bis
1608 eine bedeutende Eeparatur, bei welcher der Einwohner Köhn die Westseite der-
selben auf seine Kosten herstellen liess. Eine lateinische Inschrift über der Chorthür
bewahrt das Andenken an ihn.

Die drei Kirchenglocken von 1,16, — 0,88 und 0,61 m Durchmesser wurden
gegossen: die grosse 1867 von Carl Friedr. Ulrich zu Apolda, die mittlere 1814 von
Braun in Wasserthaleben und die kleine 16.95 von Geyer zu Nordhausen.

Nach Toba sind die sog. Kühnsmühle und die unterste Mühle im Helbe-
thale eingepfarrt.

Toba ist der Geburtsort eines Mannes, der, ausser mit der Theologie, sich auch
viel mit anderen literarischen Arbeiten beschäftigte und sie veröffentlichte. Es ist Johann
Gottfried Gregorii, der am 17. Februar 1685 als der Sohn des dortigen Pfarrers
geboren wurde und am 4. August 1770 als Pfarrer em. zu Dornheim bei Arnstadt
starb. Er schrieb meistens unter dem Namen Melissantes, und wir haben von ihm:
„Das Erneuerte Alterthum oder Curieuse Beschreibung vormals berühmter
Berg-Schlösser" — „Curieuse Orographie" — „Das jetzt florirende Thü-
ringen" — „Genealogische Beschreibung aller jetzt lebenden Durch-
lauchtigster Häupter" — „Curieuser Affecten-Spiegel" u. a. m.

Das Dorf Toba war vom 12. bis ins 14. Jahrhundert der Sitz einer besondern
Herrschaft, 1307 Grafschaft genannt, die den Grafen von Kirchberg gehörte. Im
13. Jahrhundert war ein Theil der kirchbergischen Herrschaft Toba im Besitz der
Grafen von Honstein, und 1307 verkauften die Grafen Vollrath und Berthold von
Kirchberg alle ihre Güter in der Herrschaft Toba mit Toba als Sitz derselben an die
Grafen von Honstein. — Noch erinnern drei mächtige und prächtige uralte Linden-
bäume, welche an der Ostseite des Dorfes auf einem etwas erhöhten freien Platze
stehen, an die Zeit, zu welcher Toba der Sitz einer Herrschaft war und unter jenen
Bäumen Gericht gehalten worden sein mag. Davon, dass Toba mehr als ein gewöhn-
liches Dorf war, zeugen auch die Namen Kirch-, Fall- und Angerthor, welche drei
Stellen des Dorfes noch heute führen, obwohl daselbst keine Spur von Thoren mehr
zu finden ist.

Wüstungen. Etwa 0,3 km östlich von Toba befindet sich die Wüstung des
Dörfchens Oester- oder Wenigen-Toba; beide Orte werden in einer Walkenrieder
Urkunde von 1226 in den Worten erwähnt: in utraque Thaba. Nach einer Urkunde
des Klosters Schlotheim von 1312 legirt Berthous de Slatheim dem gen. Kloster
ausser anderen Gütern einen Hof in orientali Taba (Oestertaba), und im Archi-
diaconatsregister von 1506 wird es unter dem Namen Taba inferior als zur sedes
Marksussra gehörig, aber als desolat bezeichnet. — Vorhanden von dem Dörfchen ist
noch ein überwölbter Brunnen, der wegen seines guten Wassers und seiner Nähe von
den Einwohnern Toba's viel benutzt wird.

Zu dem Flurbezirk von Toba gehört theilweise auch die Wüstung Germers-
dorf, 3 km in südwestlicher Pachtung von diesem Dorfe gelegen. Vergl. Klein-
brüchter.

Etwa 12 km nordwestlich von Toba befinden sich an der westlichen Grenze
des Burghagens, einer der dortigen Gemeinde gehörigen Waldung, die Ueber-
reste einer ehemaligen höchst merkwürdigen Bingwallburg, die Helberburg oder
 
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