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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0144

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Wasserthaleben.

Bewohner sieh dort allmählich um das Kloster angesiedelt hatten. An der Stelle
dagegen, wo jetzt das Dorf Wasserthaleben liegt, standen gleichzeitig nur die Gebäude
verschiedener Güter, von-denen mehrere bereits im 14. und 15. Jährhundert urkund-
lich aufgeführt werden. Da die Bewohner von Talheim ihr Brod wohl meistens als
Arbeiter auf jenen Gütern erwarben, so mochten sie, nachdem das betr. Kloster ein-
gegangen war, jenen Gütern näher zu wohnen wünschen und demzufolge sich auch
um dieselben angesiedelt haben. — Jene 9 Häuser sind nachher allmählich eingegangen,
die Hausstätten haben aber ihre alten Kechte und Pflichten behalten. Uebrigens findet
man heute dort noch Grundmauern der ehemaligen Wohnstätten, ja selbst noch einen
vollkommen erhaltenen Keller.

Die fürstliche Domaine ist erst nach und nach aus der Vereinigung kleinerer
und grösserer Güter hervorgegangen. Als solche werden erwähnt: Güter der Grafen
von Kirchberg, welche von diesen an das .Stift Fulda gekommen sein sollen, —
Güter des Stifts Walkenried, welche der Graf Günther XL. im Jahr 1534 für
860 Gulden erwarb. Wahrscheinlich waren es die letztern, mit welchen bald nachher
die Herren von Witzleben belehnt, von diesen aber bereits 1539 an Moritz von
Werthern um 1300 Gulden abgetreten wurden.

Die Familie von Werthern blieb lange Zeit im Besitz der dortigen Güter, so
dass diese sich zum Unterschied von andern Linien dieses weit verbreiteten Geschlechts
die thalheimer nannte. Ihr dortiger Besitz ging, wahrscheinlich in Folge einer Ver-
heirathung, an die Bitterfamilie Marschall über, welcher auch das alte grosse
Wohngebäude auf dem dortigen Domainenhofe seinen Ursprung verdankt, wie dies
zwei Inschriften an dem Erker von dessen südlichem Seitenflügel bestätigen. An dem
grossen steinernen Bogen, welcher jenen Erker trägt, stehet rechts:

FRIEDRICH WILHELM MARSCHALL 1663 — und links:
MARIA KATHARINA MARSCHALLCHIN. G. V. WERTHERN.

Bereits im Jahre 1671 kauften die Grafen von Schwarzburg von dem vor-
benannten F. W. Marschall dessen Gut um 24,500 Gulden. Das betr. Haus war von
da an die Wohnung des Domainenpächters. Späterhin, von 1815 bis 1830, hielt in
dem Seitenflügel desselben nebst dem erwähnten Erker der Fürst Günther Friedrich
Carl I. alljährlich einige Monate Hof. Unweit dieses Hauses liess derselbe ein an-
sehnliches Gebäude aufführen, dessen unteres Stockwerk als Marstall, das obere dem
fürstlichen Jagdgefolge als Wohnung diente. Dieses Gebäude ist nach einem inneren
Umbau Wohnung des Domainenpächters geworden.

Im Jahre 1834 kaufte fürstliche Kammer das Müller'sche Freigut und das
Nordhäuser Klostergut und vereinigte sie mit der Domaine.

Zu den ältesten Bauwerken der Domaine gehört eine Scheune mit der Jahres-
zahl 1569 und der grosse mächtige Thorbogen, welcher den Eingang zum Domainen-
hofe bildet. Oben in der Mitte des Bogens befindet sich die Inschrift:

PSALM CXLVII VERS XIII, XIV. DER HERR MACHET VESTE DIE RIEGEL
DEINER THORE VND SEGNET DEINE KINDER DARINNEN. ER SCHAFFET

DEINEN GRENZEN FRIEDEN.
 
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