Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0012

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung.

5

getheilt und zu ihrer Verwaltung Gaugrafen eingesetzt; neben ihnen finden wir
später noch Herzöge, denen es oblag, das Land gegen die immer weiter vordringenden
Slaven — Sorben, Wenden — zu schützen. Von diesen wusste unter dem Könige
Dagobert I. der Herzog Radulf, 634, durch Klugheit und Muth eine solche Macht zu
erlangen, dass er die fränkische Oberherrschaft nur dem Namen nach anerkannte und
seine Herrschaft durch Bündnisse mit den Sorben befestigte. Ihm sehr unähnlich war
sein Sohn Heden I., 650, der in Würzburg, wo er residirte, ruhig verharrte, während
die Sorben verheerend in Thüringen einfielen, ja sich ungehindert daselbst anzusiedeln
vermochten. Als solche Ansiedelungen jener Zeit werden Pennewitz, Garsitz, Milwitz
u. a. m. genannt. — Heden's Sohn Gotzbert, so wie sein Enkel Heden II. traten
wieder in die Fusstapfen Radulfs, indem sie, gleich diesem, voll Muth und Tapferkeit
regierten. Von ihnen ist zugleich zu rühmen, dass sie nicht blos selbst — der letzt-
genannte wahrscheinlich durch Willibrord bekehrt — das Christenthum annahmen,
sondern auch die Ausbreitung desselben thätig förderten.

Mit Heden's II. Tode erlosch nach neunzigjährigem Bestehen die herzogliche
Würde in Thüringen, und die Verwaltung des Landes wurde von den Königen wieder
Grafen anvertraut, denen aber später, als Deutschland seine eigenen Könige hatte,
wieder Herzöge folgten. Allmählich wurden nachher die Landgrafen von Thüringen so
mächtig, dass sich ihre Herrschaft über einen grossen Theil dieses Landes erstreckte
und neben ihnen nur Stifte und Klöster im Besitz obeiiehnsherrlicher Rechte waren.

In dem Zeitabschnitte nun, den wir soeben beschrieben, finden wir den nach-
maligen Hauptort unserer Oberherrschaft, nämlich Arnstadt, zum erstenmal erwähnt
und zwar 704, in welchem Jahre Heden II. dem Bischof Willibrord zu Utrecht Güter
in „Arnstadi, Mullenberge und Monhore" schenkt, und wiederum im Jahre 726, in
welchem Willibrord in seinem Testamente der Abtei Epternach (Echternach) im heutigen
Luxemburg Güter in Arnstadt überlässt, welche jedoch die erwähnte Abtei, wahrschein-
lich wegen der zu weiten Entfernung, noch in demselben Jahrhundert der Abtei Hers-
feld — sie wurde 769 gestiftet — abtritt. Da nun Hersfeld nach dem Breviarium des
Lullus im 8. Jahrhundert auch in einigen nahe bei Arnstadt gelegenen Orten — Dorn-
heim, Bössieben, Marlishausen — begütert war, so finden wir bereits in jener Zeit
wenigstens einen Theil von Arnstadt und dessen Umgebung unter der Botmässigkeit
desselben, wie es denn auch die erste Burg Arnstadts gegründet hat.

Neben der Abtei Hersfeld finden wir nun zwar in der heutigen Oberherrschaft
ziemlich früh viele begüterte Adelsfamilien: die von Arnstadt, von Dannheim,
von Dornheim, von Elleben, von Griesheim, von Gre ussen, die Marschalcks,
die von Salza, von Witzleben, von Wülfershausen, von Wüllersleben, die
Grafen von Gleichen, Herren zu Remda und Blankenhain, u. a. m.; aber das älteste,
angesehnste und reichste Geschlecht in jenem Landstriche war das der Grafen von
Kevernburg', welche zugleich meistens auch Lehnsherren der genannten Adelsfamilien
waren, zum Theil wohl auf deren Ersuchen.

nannt worden sei, so steht dem entgegen, dass, wie dies namentlich Herr Schulrath Kroschel in dem
Programm des Fürstl. Gj'mnasiums zu Arnstadt vom Jahre 1872 nachgewiesen, jenes Thor erst im
16. Jahrhundert den Namen „Längwitzer" erhielt, während es bis dahin immer nur das Lengster
d. i. Langsteger Thor hiess und zwar nach dem langen Stege, welcher südlich von Arnstadt über
das ganze Thal der Gera geführt worden war, theils wegen deren öftern und gewaltigen Ueber-
schwemmungen, theils und vornehmlich aber, weil das ganze Thal in jener Zeit versumpft war. —
 
Annotationen