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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Editor]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0021

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Arnstadt.

Die Liebfrauenkirche, im westlichen Theile der Stadt an der Stelle gelegen,
an welcher wahrscheinlich die erste christliche Capelle Arnstadts stand — vergl. Ein-
leitung —, ist unter den dortigen Kirchengebäuden das älteste und zugleich das aus-
gezeichnetste des ganzen Fürstenthums. Derselben liegt die Form des Kreuzes zu
Grunde — s. Fig. 1 —, und sie besteht aus einem älteren, dem westlichen, und einem

Fig. 1.

Der Grundriss der Liebfrauenkirohe.

neueren, dem östlichen Theile. Jenem liegen drei Baustile in drei Bauperioden zu
Grunde, der altchristliche,*) in welchem der vom östlichen Chore bis zum Neben-
portale sich erstreckende Theil der Kirche und zwar in der zweiten Hälfte des zehnten
Jahrhunderts errichtet wurde, der spätromanische und der sog. Uebergangsstil, durch
welchen letztern der romanische Stil durch die Gothik beeinfiusst wird; die beiden
letztern gehören dem Ende des zwölften und der ersten Hälfte des dreizehnten Jahr-
hunderts an. Der östliche Theil der Kirche dagegen ist in rein gothischem Stil aus-
geführt, und dies gilt auch von dem obern Theile des nördlichen Westthurms, welcher
ebenfalls erst mit dem östlichen Theile der Kirche vollendet wurde. Diese gothische
Bauperiode schliesst sich ziemlich eng den letzten Arbeiten des Uebergangsstils an,
so dass die Herstellung der gothischen Theile der Kirche spätestens in den Anfang
des vierzehnten Jahrhunderts fällt.

*) Zu der Annahme, dass die Liebfrauenkirche neben den andern angegebenen und bestimmt
ausgeprägten Baustilen auch noch einen vorromanischen aufweise, halten sich die berechtigt, welche
vor der jüngst stattgehabten Restauration an dem Theile derselben vom östlichen Chore bis zum
Nebenportale die wesentlichsten Merkmale des altchristlichen Baustils gefunden zu haben glauben.
Ist dies aber begründet, so steht auch der viel bezweifelten und bestrittenen Annahme nichts mehr
im Wege, dass der 954 in Arnstadt zum Erzbischof von Mainz erwählte Sohn des Kaisers Otto I.,
Wilhelm, eben jene Kirche an Stelle der im 7. Jahrhunderte erbauten Capelle gründete, von welcher
man dann bei dem im 12. Jahrhunderte unternommenen Bau der Liebfrauc:i Kirche den oben be-
zeichneten Theil mitverwendete. Dann bestätigt es sich auch, dass die Inschrift in Majuskeln am
nördlichen Nebenportale, welche in der Länge der Zeit ziemlich unleserlich geworden und ver-
schiedene Deutungen gefunden, zu lesen sein dürfte: EPISCOPVS WILHELMVS, und dass sich
dieselbe auf den von dem Genannten veranlassten, wenn nicht unternommenen Bau der betr. Kirche
bezieht.
 
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