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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Editor]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0028

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Arnstadt.

21

Theile des Schreins dagegen sind von Meistern der altdeutschen Schule auf Holz mit
Goldgrund gemalt.

Das Mittelstück des innern Schreins, dessen Mitte von den Nebenfiguren
durch wunderschöne, mit kunstfertigen Holzschnitzereien verzierte Säulen geschieden
und, gleich den beiden Seitenflügeln, von einer kunstvoll geschnitzten Gallerie überrahmt
ist — s. Fig. 5 —, stellt die Krönung der Maria durch Gott Vater und Gott Sohn
dar, über der Maria schwebt ein Engel, welcher ursprünglich die für sie bestimmte,
aber jetzt fehlende Krone in den Händen gehalten zu haben scheint — auf der Zeichnung
hat der Zeichner sie ergänzt —, links steht die Figur des heiligen Laurentius, rechts die
des heiligen Bonifacius. Unterhalb der Figur der Maria ist ein Täfelchen eingefügt mit
dem Bibelspruche (Jesias 61, 10): Gaudeo et gaudebo in Domino, et exultabit anima
mea in Deo, quia induxit vestimento salulis et indumento justitiae circumdedit me, quasi
sponsum decoratum coronavit, quasi sponsam ornatam monilibus suis. — 3d? freue irttcb
in bem fjerrit, unb meine Seele tfi fröfjltd) in meinem (Sott, beim er bat mid; analogen mit Kleibern
bes Beils unb mit bem Hocf ber ©credjtiafeit gefleibet, rnie einen Bräutigam mit priejtcrlidjcnt Sdjmucf
ijcjieret, unb ruie eine Braut in ihrem (Sefdjmeibe bärbet. (Suitber).

Auf dem linken Flügel und dessen beiden über einander befindlichen Ab-
theilungen, unten: die Verkündigung der Maria — und die Geburt Christi; oben:
Maria mit dem Christuskinde auf dem Arm besucht die heilige Anna (Mutter der
Maria — Anna selbdritt —), daneben der Bitter St. Georg zu Pferde mit dem
Schwerte in der Hand und im Begriff, den zu Füssen des Pferdes liegenden Drachen
zu tödten.

Auf dem rechten Flügel und dessen beiden Abtheilungen, unten: die An-
betung der Weisen des Morgenlandes und die Darstellung Christi im Tempel; oben:
der h. Franziscus mit seinem Diener in der Wüste predigt den Thieren das Evange-
lium — und die Enthauptung der h. Katharina.*)

Die Figuren auf der letztbeschriebenen Abtheilung sind besonders meisterhaft
geschnitten und dürften als die besten Bepräsentanten der auf dem Altarschreine be-
findlichen Holzschnitzereien zu betrachten und darum der Veranschaulichung werth
sein — s. Fig. 6 —.

Die übrigen Stücke des Altarschreins: die Aussenseiten des ersten Flügelpaares,
welche zugeschlagen das zweite Mittelstück bilden, und die beiden Innenseiten des
zweiten Flügelpaares stellen auf ihren beiden Abtheilungen dar, unten: die Einsetzung
des heiligen Abendmahls — Gethsemane — die Verhöhnung und Geisselung Christi;
oben: die Kreuztragung — die Kreuzigung — die Grablegung und die Auferstehung
desselben; die Aussenseiten des zweiten Flügelpaares enthalten die Bilder: Maria und
den h. Bonifacius — Christus und den h. Columbanus mit einem Bären an der Kette.

Dieser Altarschrein ist nach der an der Bückwand desselben befindlichen Jahres-
zahl ums Jahr 1476 wahrscheinlich vollendet, dagegen nach einer andern an einem

*) Die heilige Katharina, eine der schönsten und gelehrtesten christlichen Jungfrauen in
Alexandrien, aus königlichem Geschlecht, wurde, wie die Sage berichtet, weil sie bei einem heid-
nischen Opferfeste unter dem Kaiser Maxentius das Evangelium verkündigte, 307 enthauptet. In
ihrem Kerker bekehrte sie nicht blos die 50 von dem Kaiser abgeschickten Philosophen, welche sie
widerlegen sollten, sondern auch die Kaiserin Faustina u. a. m. Nachdem sie auch durch Geissei-
hiebe nicht zur Kückkehr ins Heidenthum hatte bewogen werden können, sollte sie auf ein Rad
mit Nagelspitzen geflochten werden; allein das Marterwerkzeug wurde, als sie darauf gelegt werden
sollte, vom Blitze zerstört, worauf sie mit dem Schwerte hingerichtet wurde. —
 
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