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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0040

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Arnstadt.

erstem wird die Kreuzigung, auf dem rechten Flügel die Kreuztragung und auf
dem linken Flügel die Grablegung vergegenwärtigt; auf der Rückseite des rechten
Flügels: Moses schlügt Wasser aus dem Felsen, und auf der des linken Flügels: Auf-
richtung der ehernen Schlange durch Moses.

Der congolenartige Untersatz mit dem schwarzburgischen und dem nassauischen
Wappen hat folgende Inschrift:

Zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit und Zierde des Gotteshauses, auch zum
christlichen Gedächtniss ihres herzallerliebsten Herrn und Gemahls, des weiland Wohl-
gebornen und edlen Herrn, Herrn Guntheri, der vier Grafen des Reichs, Grafen zu
Schwarzburg und Honstein, Herrn zu Arnstadt, Sondershausen und Leutenberg, und
Ihrer Gnaden selbst, hat die auch Wohlgeborne und edle Frau, Frau Catharina, geb.
von Nassau-Catzenellenbogen, Gräfin und Frau zu Schwarzburg, Wittibe, diese kunst-
reiche Contrafactur des gekreuzigten und wiederaufgeweckten unseres einigen Erlösers
Jesu Christi im Jahre seiner seligmachenden Geburt 1594 den 10. Septembris an diesen
Ort setzen lassen. —

Diese Votivtafel soll eins der besten Werke des niederländischen Malers Floris
(1520—1570) oder doch eine getreue Copie desselben sein, und sie zeichnet sich auch
thatsächlich in jeder Beziehung aus. —

Höchst interessant ist ferner der 5 m hohe Taufstein dieser Kirche
—■ s. Fig. 11 —, theils wegen seiner prächtigen in Holz geschnitzten Figuren und
Ornamente, theils aber auch schon wegen seines an Taufsteinen selten vorkommenden
Aufbaues. Derselbe besteht aus einem 1,10 m hohen vierkantigen prismatischen
Fusse; auf jeder seiner vier Seiten befindet sich die Figur eines Knaben, und auf ihm
ruht oben das Becken — der Kranz, welcher das Taufgefäss aufnimmt —; an dem-
selben sind vier gedrehte Consolen angebracht, auf welchen vier corinthisirende Säulen
von 1,30 m Höhe stehen, die einen mit Figuren reich besetzten Fries tragen, über
welchem sich ein 2,60 m hoher Baldachin erhebt. Auf demselben befinden sich die
vier Evangelisten und Mütter mit Kindern, welche die Marterwerkzeuge tragen; ferner
Johannes, wie er den Herrn tauft, und auf der Spitze desselben steht Christus, die
Hände segnend ausstreckend. —

An dem untern dem Becken zugewandten Boden des Baldachins befindet sich
die Inschrift:

A>'NA ( OMITJSSA IIVIVS BAPTISTERIL FVNMTIMX.

— Die (Sriiftit Zinna (ift) bie Sttftertn biefcs CEaiiffteius —.

Die Gräfin Anna, welche 1639 diesen Taufstein der Kirche verehrte, war die
Tochter des Grafen Johann Günther I. und lebte von 1574 bis 1640. —

Der herrschaftliche Kirchenstand befindet sich an der Südseite der Kirche,
ruht auf vier gut gearbeiteten und verzierten hölzernen Pfeilern und ist mit einfachen
Holzschnitzereien versehen. An dem über den Fenstern desselben befindlichen Gesims
stehen die Namen der Erbauer, der vier gräflichen Brüder Günther, Anton Heinrich,
Johann Günther und Christian Günther, und darüber befinden sich drei Wappen-
schilder. Erbaut wurde dieser Kirchenstand in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr-
hunderts. —

Der adelige Kirchenstand, an der Nordseite der Kirche, dem herrschaft-
lichen gegenüber, zeichnet sich nur durch die 26 adeligen Wappenschilder aus, welche
 
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