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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Editor]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0067

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Dornheim.

von Eitzenberg neu erbaut, 1769 aber renovirt wurde, wie die Inschrift auf einem über
der Hausthür befindlichen Steine bezeugt; die Wirtschaftsgebäude dagegen stammen
meistens aus neuer und neuester Zeit.

Die Gebäude des Ritterguts, welches gegenwärtig im Besitz des Herrn
Commerzienrath Schierholz zu Plaue ist, liegen am östlichen Ende des Dorfes, und von
denselben verdient besonders das Herrenhaus der Erwähnung. Dieser von Melchior von
Entzenberg im Jahre 1587 erbaute Rittersitz besteht aus einem Hauptgebäude und
zwei Flügeln, soll auf einem Pfahlrost errichtet worden sein und ist von einem Wall-
graben umgeben, der auch noch jetzt mit Wasser gefüllt ist, und über welchen eine
steinerne Brücke, ehemals eine Zugbrücke, zum Hauptgebäude führt. lieber dem Portal
des letztern befindet sich eine Tafel mit dem von Entzenbergischen Wappen und der
Inschrift: MELCHIOR DE ENTZENBERG HOC POS VIT ANNO IS87 — ilTelcbtor doii
(Elbenberg bat btefes gegrünbet —. Im Innern des Gebäudes meldet die Inschrift auf einer
dort aufgehängten Tafel, dass der Kaiser Franz von Oesterreich im Jahre 1813 daselbst
gefrühstückt habe. — Die Pächterwohnung und die Wirthschaftsgebäude sind neueren,
zum Theil neuesten Ursprungs. —

Zu Dornheim wurde 1480, nach andern 1484, Johann Crotus Rubeanus
geboren. Sein eigentlicher Name war Jäger, den er aber anfänglich in das lateinische
Venator, dann in das griechische Kqötog verwandelte und dazu noch das lateinische
Rubeanus (von rubus, Dornbusch) setzte, eine Anspielung auf seinen Geburtsort Dorn-
heim. Er wurde zu Erfurt Magister, machte dann Reisen nach Italien und wurde
später Professor der Theologie und Rector der Universität zu Erfurt. Als Luther nach
Worms reiste, holte ihn Crotus als Rector mit 40 Personen zu Pferde ein und ermuthigte
ihn in seinem Unternehmen. Aber auch er selbst machte sich um die Ausbreitung der
Reformation verdient, und da er ein sehr witziger Mann war, so that er dies besonders
durch Verspottung des Pfaffenwesens. Gewiss ist, dass er der Verfasser des grössten
Theiles der epistolarum obscurorum virorum ist, welche Ulrich von Hutten herausgab.

Noch dürfte der vormals zu D. amtirende Pfarrer Johann Gottfried Gregorii
zu erwähnen sein, welcher, meistens unter dem Namen Melissantes, mehrere nicht
uninteressante Schriften herausgab. — Vergl. I.Heft: Toba —. Er war 1685 zu Toba
geboren, von 1717 bis 1733 Pfarrer zu Siegelbach und Dosdorf, dann zu Dornheim,
wo er 1770 als Pfarrer emer. starb.

Wüstung. Etwa 2 km nordwestlich von D., bei dem sog. untern Dornheimer
Hölzchen, befindet sich die Wüstung des Dorfes Wenigen-Dornheim, von welchem
aber keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden sind; doch wurden vor noch nicht langer
Zeit dort Mauerreste gefunden, sowie Menschengebeine, Theile von Ackergeräthen u.
dergl. ausgegraben. — Urkundlich wird das Dorf ums Jahr 1353 unter dem Namen
minor Dornheim in einem Ablassbriefe für die Kirche zu Oberndorf — vergl. Obern-
dorf — erwähnt, 1385 mit mynor Dornheim und 1576 mit Wüsten-Dornheim
bezeichnet. — Man hat auch hin und wieder die Vermuthung ausgesprochen, dass das
Dorf zuerst den Namen Rüxdorf oder Rückersdorf geführt habe, und schliesst dies
daraus, weil ein Theil der Arnstädter Länderei nach jener Gegend hin in altern Flur-
büchern der Stadt als in der Rüxdörfer Flur gelegen bezeichnet wird. Wahrschein-
licher aber ist, dass dieser Name einem andern untergegangenen Dorfe in jener Gegend
angehörte. ■•-
 
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