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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0074

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Ettischleben. — Geschwenda.

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rathenen, zum Theil oxydirten Inschrift nicht mehr entnehmen; ihrer schlanken Form
nach aher ist sie sehr alt. —

Noch dürfte zu erwähnen sein ein bei dem Gasthause des Orts befindliches sehr
altes achteckiges Steinbecken, in dessen obern Eand folgende Inschrift eingegraben
ist: HANS o VON o BRA . . . STEIN o (Brandenstein) DIESER o ZEIT o AMPTMAN
ZV o SCHWAETZBVRGK o VND o PAVLINZELL o 1560. Basselbe soll früher auf
dem dortigen Rittergute als Brunnenbecken gedient haben. —

Die Gebäude des Ritterguts, welches im Besitz der Familie von Pos eck
zu Sondershausen ist, liegen am nordöstlichen Ende des Orts und sind von ziemlich
bedeutendem Umfange, haben aber nichts Alterthümliches, noch sonst Bemerkenswerthes
aufzuweisen. —

Geschwenda,

Pfarrkirchdorf mit — inclusive Waldsberg — 1259 Einw. — das grösste Dorf der
Oberherrschaft —, 17,97 km über Gräfenrode und 16,70 km über Neusiss südwestlich von
Arnstadt, liegt auf und an einer sanften Anhöhe, die sich in einem nördlich und süd-
lich von ziemlich hohen Gebirgszügen eingeschlossenen Thale befindet.

Urkundliche Namensformen: 1302 Gyswende, 1367 zum Geswende, 1381
zum Geschwende, 1417 Geschwende.

Die Kirche St. Nicolai wurde von 1741 bis 1748 neu erbaut und zwar vor-
nehmlich auf Kosten des damaligen Rittergutsbesitzers dort, des würtembergischen Ge-
heimeraths und Oberstallmeisters Reichsfreiherrn von Röder.

Nach G. war früher der gothaische Ort Arlesberg und der schwarzburgische
Ort Gräfenrode eingepfarrt; ersteres schied 1644, letzteres 1707 aus diesem Verbände,
indem es seinen eigenen Pfarrer erhielt; seit 1823 ist es gothaisch.

Einen recht interessanten Gegenstand besitzt die Kirche in einem alten, aber
noch wohlerhaltenen Table au von gefirnisster Leinwand in einem hölzernen Rahmen,
auf welchem sich, die Portraits sämtlicher dortiger Pfarrer von 1533 bis 1768, elf
an der Zahl, befinden. Dasselbe ist, an der Wand hinter der Kanzel befestigt und der
Länge nach in zwei Hälften mit je zehn Feldern abgetheilt, von welchen zehn auf der
ersten Hälfte und eins auf der zweiten mit Portraits ausgefüllt sind. Dieselben sollen
ursprünglich alle von wirklichem Kunstwerthe gewesen sein, haben aber leider durch
eine geschmacklose Renovation sehr verloren. — lieber diesem Tableau hängt
das meisterhaft gemalte Portrait des erwähnten Reichsfreiherrn von Röder, vor-
maligen Kirchenpatrons daselbst.

An der Seite der Kanzel befindet sich ein seitens der Pfarrer vormals viel be-
nutzter Gegenstand, eine Sanduhr; sie besteht aus vier Gläsern und ist noch gut
erhalten.

An heiligen Gefässen ist die Kirche reich, und sie sind ihr allesamt im Jahre
1748 von ihrem damaligen Patron von Röder verehrt worden, nämlich: ein silberner
und vergoldeter Abendmahlskelch, eine silberne und vergoldete Abendmahls-
weinkanne, auf deren Deckel ein kunstfertig gearbeitetes Gotteslamm steht, eine
silberne und vergoldete Hostiendose, auf deren Deckel ein Gotteslamm kniet, zwei

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