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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0078

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Marlishausen. — Niederwillingen.

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Urkundliche Namensformen: im 8. Jahrhundert Maroideshusen, Tradit. Fühl.
Marolteshusen, 1119 Maroldishusen, 1328 Maroldishusin, 1381 Marolshusen,
1385 Maroldishusz, Marlshusin, 1466 Marlshusen, 1486 Marliszhausen, 1489
Marlhuszen, 1495 Maroldizhusen, 1499 Maruldiszhusen, Marlitzhausen,
1502 Marlszhausen, 1506 Marletzhusenn.

Die Kirche St. Petri und Pauli, sedes Alkersleben, Mutterkirche von der zu
Hausen, ist alt, stammt aher aus verschiedenen Zeiten; der älteste Theil derselben ist
der östliche, ursprünglich eine kleine Capelle, welche als solche zu dem Kloster ge-
hört haben soll, welches sich, wie die Sage geht, ehemals zu M. befand. Urkundlich
wird freilich eines Klosters daselbst nirgends und niemals gedacht, und es steht daher
zu vermuthen, dass hier eine Verwechslung stattgefunden hat, indem man das Ver-
sammlungsgebäude für die Brüderschaft der Kalandsherren (Kalenderherren) mit
Kloster bezeichnete und für ein solches hielt. Dass aber die Brüderschaft der Kalands-
herren (Geistliche) und Kalandsbrüder (Laien) eine Niederlassung — Kalandshaus,
Kalandshof — zu M. besass, steht urkundlich fest, und es mag dieselbe bei ihren reli-
giösen Uebungen wohl auch die erwähnte Capelle in Anspruch genommen haben. Der
vorbenannten Brüderschaft wird unter anderem in einer Urkunde von 1499 Erwähnung
gethan, in welcher es heisst: Hans Jacof zu Gerbertshusen verkauft den Herren der
Kaienden zu Maruldiszhusen oder ihren Vormunden ein halb Schock Zins an Haus, Hof
und einer Hufe Land und Wiesen um sechs Schock Groschen.

Von den drei Kirchenglocken mit 1,3—0,83 und 0,65 m u. D., welche auf dem
1721 erbauten sehr hohen Thurme hängen, wurde die grosse 1610 von Melchior Möringk
zu Erfurt und die kleine 1861 von Gebr. Ulrich zu Laucha und Apolda gegossen; die
mittlere, welche ihrer Form nach sehr alt ist, hat eine nur theilweis zu lesende In-
schrift, nämlich: Anno Domini M° CCC° XXXIX° — 3m 3nl;rc bes fjernt (559 —•<

Die Gebäude der fürstlichen Domaine liegen westlich von der Kirche,
am östlichen Ende des Dorfes, haben aber in baulicher Beziehung nichts Bemerkens-
werthes aufzuweisen.

Wüstung. Zwischen M. und dem rudolstädtischen Dorfe Wüllersleben soll
ehedem das Dorf Wallisleben — urkundlich 1186 Walchesleiben, 1340 Wans-
leben, 1343 Walsleben, 1417 Walsleyben, 1456 Wallisleben, 1488 Walsch-
leben, 1506 Walszlebenn — gelegen haben, dessen in mehreren Urkunden der
Klöster Ilm und Paulinzella- gedacht wird, nach welchen den betr. Klöstern Zinsen in
W. verkauft oder geschenkt werden. — Das Dorf gehörte den Grafen von Kevemburg,
doch waren in demselben auch die Pürsten von Henneberg begütert; denn 1488 ver-
kauft der Fürst Wilhelm von Henneberg Lehnstücke zu Walschleben und Ettischleben
an Wilhelm von Wechmar. — Darüber, wie und wodurch das Dorf Wallisleben zur
Wüstung geworden, hat sich keine Kunde erhalten; seinen ehemaligen Standort aber
bezeichnet ein Steinhaufen, der von der Kirche dort herrühren soll. —

Niederwillingen,

Kirchdorf mit — inclusive Lehmannsbrück — 420 Einw., 10,2 km südöstlich von
Arnstadt, liegt in einem Thalkessel, der südlich, östlich und nördlich von mehr oder
 
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