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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0099

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Gehren.

Als eine besonders ausgezeichnete Steinmetz arbeit stellt sich aber das nörd-
liche Portal des südlichen Flügels — s. Fig. 41 — dar. Zu beiden Seiten des auf
Kämpfern ruhenden Rundbogenthores stehen corinthisirende Pilaster auf Postamenten
mit aufsteigenden Blätterarabesken und geharnischten Knaben, darüber ist ein Arabesken-
fries, welcher mit Gesims und Giebel abschliesst. In den Zwickelfeldern befinden sich
in halbliegender Stellung die Figuren Adams und der Eva, letztere dem erstem einen
Apfel reichend.

Dieses Portal ist in dem besten Renaissancestil des 16. Jahrhunderts gearbeitet
und zierte ursprünglich das Schloss Neideck zu Arnstadt — gebaut von 1557 bis 1560
—, wurde aber, nachdem dies längst zur Euine geworden, 1881 an seiner gegenwärtigen
Stelle in Schloss Gehren aufgestellt, um es dem sichern Untergang zu entreissen.

Schliesslich ist als eine Zierde des Schlosshofes noch das aus Stein kunstfertig
gemeisselte schwarzburgische Wappen — s. Titel-Vignette — zu erwähnen. Das-
selbe befindet sich über dem kleinen Rundbogenportal, welches in den nördlichen Schloss-
flügel führt, und stammt aus dem ehemaligen Prinzenhofe, jetzigen Gymnasialgebäude,
zu Arnstadt.

Mehr aber, als für das Aeussere des Schlosses, thaten die Grafen für die innere
Ausstattung desselben. So errichtete der Graf Günther XL., welcher auf demselben
gern Hof hielt, den sog. Hirschsaal. Derselbe erstreckt sich durch 2 Etagen und ist
mit 142 grösstenteils sehr starken und merkwürdig gestalteten Hirschgeweihen decorirt;
der Kronleuchter jedoch, welcher sich in diesem Saale befindet und aus kunstreich in
einander geflochtenen Hirschgeweihen besteht, stammt aus neuerer Zeit. — Im 17.
Jahrhundert wurde, wie schon berichtet, von den drei gräflichen Brüdern Christian
Günther IL, Anton Günther I. und Ludwig Günther I. in dem Schlosse eine kleine
Capelle errichtet, und im 18 Jahrhundert sorgte, wie für äussere Erhaltung, so be-
sonders für innere Verschönerung des Schlosses Fürst Günther I. (XLIIL), welcher von
1720 bis 1740 alljährlich für längere oder kürzere Zeit dort sein Hoflager aufschlug.

Von jener Zeit an aber hielten Glieder des Fürstenhauses nur selten und dann
auch nur für kürzere Zeit auf Schloss Gehren Hof, und in Folge dessen wurde nur
wenig, namentlich für das Innere desselben gethan, bis sich demselben in jüngster
Zeit die besondere Gunst des jetzt regierenden Fürstenpaares zuwandte. Seitdem erfuhren
nicht blos die theils grössern, theils kleinern Zimmer und Gemächer eine gänzliche
Erneuerung und Verschönerung — unter andern wurde ein Zimmer im östlichen Flügel
mit alten höchst künstlerisch gearbeiteten Gobelins, die sich früher im Schlosse zu
Sondershausen befanden, bekleidet —, sondern mehrere derselben wurden auch mit einer
auserlesenen Zahl alterthümlicher Gegenstände von wahrem Kunstwerthe ausgestattet.
Von letztern mögen wenigstens einige in Bild und Wort hier Platz finden.

Ein Altarschrein — s. Fig. 42 —, von einem schön geschnitzten Baldachin
überrahmt, zeichnet sich durch meisterhafte Ausführung sowohl seiner Schnitzarbeiten,
als auch seiner Gemälde und durch reiche Vergoldung aus.

Dargestellt sind auf dem Mittelstücke: Maria mit dem Christuskinde auf der
Mondsichel, links daneben die h. Katharina und der h. Jacobus, rechts die h. Barbara
und die h. Anna selbdritt; auf dem linken Flügel: die Geburt Christi und auf dessen
Rückseite die Verkündigung der Maria mit der Umschrift: Ecce anoilla domini; fiat
mihi secundum verbum tuum — Skl\t, ich bin bcs Ejerrtt illagb; mir gefcfyefje uad; beinern Wort — ;
auf dem rechten Flügel: die Anbetung der Weisen des Morgenlandes und auf dessen
 
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