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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0116
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Langewiesen. — Masserberg.

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es seinen Ursprung den Bewohnern des ehemaligen Dorfes Ferne-Lohme zu ver-
danken habe, welches etwa 2,0 km südöstlich von L. lag. Jene hätten sich durch den
Wassermangel, den sie öfters zu erleiden hatten, genöthigt gesehen, ihren Wohnsitz zu
verlassen und sich in der Nähe eines Flusses anzusiedeln, und eine solche Stelle hätten
sie an dem Standorte des heutigen Langewiesen mit der daselbst vorüberfiiessenden
Um gefunden. — Wenn dieser Sage aber wirklich eine Thatsache zu Grunde liegt, so
fällt dieselbe in eine sehr frühe Zeit, indem des Orts Langewiesen bereits im 11. Jahr-
hundert — 1074 unter dem Namen Longawitzi — gedacht wird. — Im Jahre 1204
soll L. im Kriege zwischen Philipp von Schwaben und dem Landgrafen Hermann von
Thüringen verwüstet worden sein, und es war w7ohl schon damals, sicherlich aber in
dem folgenden Jahrhunderte im Besitz der Grafen von Schwarzburg, in deren Theilungs-
verträgen es zu wiederholtenmalen namhaft gemacht wird. Bis 1489 wird in den
erwähnten Verträgen L. immer Dorf genannt, aber in dem angeführten Jahre heisst es
Flecken. Im Jahre 1503 erhielt es gewisse städtische Rechte, und 1S55 wurde es
auch dem Namen nach zur Stadt erhoben.

L. führt in seinem Stadtsiegel den heiligen Kilian.

AVüstungen. Auf dem sog. Knieberge, südwestlich von L., soll ehemals eine
Burg gestanden haben, welche zuletzt im Besitz einer Familie von Schierbrandt
war; von der Burg selbst ist nicht der geringste Ueberrest vorhanden.

Als eine zweite Wüstung in der Flur von L. ist der ehemalige Standort des
oben erwähnten Dorfes Ferne-Lohme anzuführen, der sich etwa 2,0 km südöstlich
von der Stadt befinden mag; die Bewohner des betr. Dorfes sollen, wie schon berichtet,
die Gründer von Langewiesen gewesen sein. Da dies bereits im 11. Jahrhundert ge-
schehen sein muss, so ist es freilich nicht zu verwundern, dass man die Stelle der Wüstung
nicht mehr genau anzugeben weiss. Bestätigt aber wird das einstige Vorhandensein
eines Dorfes und der von ihm stammenden Wüstung, die Löhme, zur Lome ge-
nannt, durch Urkunden von 1429 und 1464 — vergl. Gehren —, welche jedenfalls
mit Ferne-Lohme identisch ist. Der Name der letztern hat sich noch erhalten in dem
Namen Ferne-Lohmgüter, mit welchem Feldgrundstücke an dem muthmasslichen
Standorte jenes Dorfes bezeichnet werden.

Endlich ist noch eine Wüstung bei der Langewieser Gemeindewaldung „Sachsen-
burger Pfütze" zu erwähnen, welche von einem ehemaligen Dorfe Sachsenburg her-
rührt, und von welchem sich noch bis zu Anfange unseres Jahrhunderts Ueberreste
erhalten hatten. Nach dem Untergange des Dorfes sollen 7 Familien desselben das
Dorf Oehrenstock gegründet haben. Wenn aber dem so ist, so muss das Dorf Sachsen-
burg spätestens im 16. Jahrhundert und nicht erst, wie man bisher vielfach gemeint
hat, im dreissigjährigen Kriege seinen Untergang gefunden haben, indem das Dorf
Oehrenstock urkundlich schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnt wird.
— Vergl. Oehrenstock. —

Masserberg,

Pfarrkirchdorf mit 455 Einw., 20,0 km südlich von Gehren, nächst Neustadt der
höchstgelegene Ort und einer der jüngsten des Fürstenthums, liegt unweit des Bennsteigs
 
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