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klarte diese für die bekannte eherne Orakelschlange, die He-
rakles zusammt dem Dreifuße geraubt habe; und auch der
Köcher, der auf diesen Monumenten, sowie auf dem ersten
Lambergschen Vasengemählde, an seiner linken Seite
herabhangt, soll aus dem Pythischen Heiligthum mitgenom«
men seyn '). Dagegen ist nun vor allem zu bemerken,
daß die alte Sage, wie sie uns überliefert ist, von cinem
solchen doppelten oder dreifachen Raube nichts weiß, indem
überall nur vom Dreifuße die Rede ist. Einen Mythos
aber selbstbeliebig zu erweitern, ist immer sehr bedenklich,
und höchstcns da zulassig, wo sich kein anderer Auswcg
für die Deutung zeigt Was aber die völlige Unhalt-
barkeit der Beckerschen Vermuthung soglei'ch darthut, ist der
von ihm unbegreiflicher Weise ganz übersehene Umstand,
daß Herakles mit demselbcn Attribut und dcm Köcher auch
auf solchen Kunstdenkmaalen crscheint, die ohne alle Be-
ziehung auf den Delphischen Tempclraub sind. Mchrcre
derselben hat bereits Winckclmann, theils in der Ge-
schichte der Kunst ^), theils in dcr Beschreibung der Stoschi-
schcn Gemmensammlung ^), behandelt, und an beiden
Stellcn in diesem Bciwerke mit sicherm Blicke den Bogcn
r) Beckerü August. Th. 1. x. 44. Dagegen hat
sich bcrcils Böttiger, archaol. Andeut. x. 59., erklärt.
2) Daß Beckcr i'ibrigenö einen Bogen für eine
Schlange angesehen hat, ist ihm so sehr nicht zu verargen,
da die Gestalt deS Deiwcrkcs das Eine so gut wie das an-
dre zuläßt, und das Auge hier nichcs cntscheiden kann.
Nennt doch auch LYkophron, 9i?., dcrselben Aehn-
lichkeit wegen, den Bogen dcs Herakles cinen g e k r ü m m-
ten Skythtschen Drachen.
3) Winckelmanns Gesch. der Kunst, III, 2, i4-
2H. 3- i93- mit der Anm. -p. 4oo.
4) inok 6 I m. ckssori^t. ckss pisrr. grav. 2?7.
Klr. 1720. vgl. Vöttigers archäol. Andeurungeii, 59.
klarte diese für die bekannte eherne Orakelschlange, die He-
rakles zusammt dem Dreifuße geraubt habe; und auch der
Köcher, der auf diesen Monumenten, sowie auf dem ersten
Lambergschen Vasengemählde, an seiner linken Seite
herabhangt, soll aus dem Pythischen Heiligthum mitgenom«
men seyn '). Dagegen ist nun vor allem zu bemerken,
daß die alte Sage, wie sie uns überliefert ist, von cinem
solchen doppelten oder dreifachen Raube nichts weiß, indem
überall nur vom Dreifuße die Rede ist. Einen Mythos
aber selbstbeliebig zu erweitern, ist immer sehr bedenklich,
und höchstcns da zulassig, wo sich kein anderer Auswcg
für die Deutung zeigt Was aber die völlige Unhalt-
barkeit der Beckerschen Vermuthung soglei'ch darthut, ist der
von ihm unbegreiflicher Weise ganz übersehene Umstand,
daß Herakles mit demselbcn Attribut und dcm Köcher auch
auf solchen Kunstdenkmaalen crscheint, die ohne alle Be-
ziehung auf den Delphischen Tempclraub sind. Mchrcre
derselben hat bereits Winckclmann, theils in der Ge-
schichte der Kunst ^), theils in dcr Beschreibung der Stoschi-
schcn Gemmensammlung ^), behandelt, und an beiden
Stellcn in diesem Bciwerke mit sicherm Blicke den Bogcn
r) Beckerü August. Th. 1. x. 44. Dagegen hat
sich bcrcils Böttiger, archaol. Andeut. x. 59., erklärt.
2) Daß Beckcr i'ibrigenö einen Bogen für eine
Schlange angesehen hat, ist ihm so sehr nicht zu verargen,
da die Gestalt deS Deiwcrkcs das Eine so gut wie das an-
dre zuläßt, und das Auge hier nichcs cntscheiden kann.
Nennt doch auch LYkophron, 9i?., dcrselben Aehn-
lichkeit wegen, den Bogen dcs Herakles cinen g e k r ü m m-
ten Skythtschen Drachen.
3) Winckelmanns Gesch. der Kunst, III, 2, i4-
2H. 3- i93- mit der Anm. -p. 4oo.
4) inok 6 I m. ckssori^t. ckss pisrr. grav. 2?7.
Klr. 1720. vgl. Vöttigers archäol. Andeurungeii, 59.