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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 1
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Gurlitt, Wilhelm: Antike Denkmäler im Wiener Privatbesitze, [1]: [Sammlung Millosicz]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0031

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13

14. Poseidontorso.

Weisser Marmor. — H. 019. — Abgebr. der Kopf, der 1. Arm an der Schulter,
der r. Unterarm, das 1. Bein vom halben Obersehenkel an, das r. Bein unter dem
Knie. — Aus Patara (Lykien).

Die jugendliche Figur von weichlichen Formen ist ganz nackt:
der r. Fuss war hoch aufgesetzt, auf dem r. Schenkel ruht der r.
Arm. Das 1. Bein trug das Gewicht des Körpers. Der 1. Arm war
wenig gehoben.

Glatte, leere Arbeit. — Die Haltung ist die bekannte des Po-
seidon. Im Brit. Mus. befindet sich ein gleichfalls sehr jugendlicher
Torso aus Ephesos in gleicher Haltung, welcher durch den Delphin
in der r. Hand als Poseidon charakterisirt ist. (A guide to the
Graeco-Roman sculptures. Graeco-Rom. basement n. 93.)

15. Apollokopf.

Weisser, graugewölkter Marmor. — H. vom Kinn bis zum Haarknoten 0*30.
— Ergänzt die Nasenspitze, das 1. Ende des Haarknotens, das vordere Halsstück.
Die Augenhöhlen sind jetzt mit Gyps ausgefüllt. Der ganze Kopf ist rücksichtslos
geputzt worden; auf der Stirne über der Nasenwurzel zeigt sich moderne Ueber-
arbeitung. — Aus Laodikeia (Syrien).

Der Kopf des Gottes ist etwas nach r. gewendet, die AVinkel
des kleinen Mundes etwas gesenkt, die Oberlippe kaum merklich
gekräuselt, die Stirne ist jetzt ganz glatt. Die Augenhöhlen waren
zur Aufnahme farbiger Augen leer gelassen, Augenlider und Augen-
bogen sind scharf gearbeitet, letztere ohne Angabe der Brauen.
Eigenthümlich ist die Anordnung des Haares, Dasselbe ist von Stirn
und Ohren her über einem niedrigen Diadem, welches von Ohr zu
Ohr geht, zu einem doppelten Haarknoten zusammengenommen.
Hinter dem Diadem liegt eine breite Haarflechte, eine zweite schma-
lere kommt unter dem Diadem und Haar vor: beide umschliessen
den breiten Hinterkopf. Sonst liegt das kurze, in der Mitte ge-
scheitelte Haar platt an und ist nur wenig ausgeführt.

Arbeit aus römischer Zeit. — Ein Anklang an bekannte Apollo-
köpfe späteren Stils ist in dem ziemlich leeren Idealkopf unver-
kennbar. Während die Schärfe der Lider und Augenbogen, ebenso
die Behandlung des Haares auf dem Hinterkopfe und der Flechten
meines Erachtens auf ein Bronzeoriginal zurückweist, ist das Haar
über der Stirn mit dem Bohrer gearbeitet und dadurch die Eigen-
thümlichkeit der Bronzeform verwischt. Die Haartracht bildet eine
Combination der an Apolloköpfen altgriechischen Stils mehrfach
nachweislichen (Conze Beiträge zur Geschichte der griech. Plastik
 
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