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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 2
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Michaelis, Adolf: Die Priaposara des Euporus aus Aquileia
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0105

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83

gen Aufbewahrungsort, sei es in Venedig sei es in Ungarn, zu
ermitteln *).

Viel wichtiger wäre es freilich, wenn sich in älteren hand-
schriftlichen Sammlungen, dergleichen es ja für die Alterthümer
Aquileias gar manche gibt, eine Zeichnung oder Beschreibung des
Monuments auffinden Hesse. Denn dass der künstlerische Schmuck
desselben einst vollständiger war als heutzutage, hat sich neuer-
dings bei der Durchforschung der älteren epigraphischen Hand-
schriften für das Corpus Inscriptionum, Latinorum herausgestellt.
Danach fand Accursius, als er im Herbst 1524 Aquileia besuchte,
unseren Stein in der dortigen Kirche San Feiice in loco aquae bene-
dictae — allerdings ein seltsamer Platz für Priapos! — cum cultis-
simis sculpturis in tribus lateribus6). Ebenso hatte bereits früher
der von Mommsen als Secundus bezeichnete Urheber einer älteren
Sammlung aquileiensischer Denkmäler die drei Reliefseiten erwähnt:
un bei marmo istoriato di mezzo rilievo, nelli altri tre quadri di bel-
lissime figure antiche 7) • während die ältesten, auf Cyriacus von An-
cona (1439) zurückgehenden Sammlungen wohl den Aufbewahrungs-
ort in San Feiice bezeugen, aber von den Reliefs ganz schweigen8).
Schon Zoega fand, wie wir oben sahen, nur noch die beiden Sei-
tenreliefs vor, und statt der Rückseite eine Höhlung, angebracht
per ridurre il marmo a cassa. In der That zeigen die Photographien
am linken Rande der Opferscene und am rechten der Greburtsscene
deutliche Spuren moderner Bearbeitung und Flickerei, welche ver-
muthlich mit jener Operation zusammenhängen. Die Zerstörung
muss also zwischen 1524 und 1776 stattgefunden haben, entweder
in Aquileia oder in Venedig. Der Zeitpunkt der Ueberführung der
Ära in den Palast Grimani lässt sich nicht genau bestimmen. Ber-
toli (geb. 1676), der genaue Erforscher seiner heimischen Alterthü-
mer, dessen Buch 1739 erschien, kannte ihren Aufenthaltsort nicht
oder lernte ihn erst nachträglich kennen 9); die Ära wird also ver-

*) Im letzten Augenblicke des Druckes läuft als Resultat der Nachforschung
aus Venedig die Nachricht von M. Hoernes ein, dass die Ära in der That noch
dort vorhanden ist, und zwar gegenwärtig im Garten des Palazzo Giustiniani dei
Vescovi als Basis einer weiblichen Statue verwendet. C.

6) S. die Vorbemerkung zu CIL. V, 833.

7) Ramberto bei Mommsen ebda. Bertoli S. 64.

8) Es kann wohl nur ein Irrthum sein, wenn bei Muratori 39, 2 e schedis
Farnesiis, d. h. nach Hieron. Bologna, als Standort angegeben wird Aquileiae in
Sancti Stephani.

9) S. die Vorbemerkung Mommsens zu unserer Inschrift.

6*
 
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