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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 2
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Michaelis, Adolf: Die Priaposara des Euporus aus Aquileia
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0106

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84

muthlich schon geraume Zeit vor 1739 aus Aquileia entfernt wor-
den sein. Andrerseits ist dies schwerlich vor 1593 geschehen, da
in diesem Jahre der damalige Antikenbesitz des Hauses Grimani
ganz oder zum grössten Theile durch Vermächtnis Giovanni Gri-
manis, Patriarchen von Aquileia, an die Republik Venedig über-
gieng 10). Wahrscheinlich fällt also die Ueberführung der Ära etwa
in das siebzehnte Jahrhundert; indessen muss es dahingestellt blei-
ben, ob die theilweise Zerstörung mit dieser Ueberführung zusam-
menhängt. Jedenfalls beruht die einzige Hoffnung, den Inhalt der
ehemaligen Rückseite kennen zu lernen, auf den älteren hand-
schriftlichen Sammlungen über die Alterthümer Aquileias.

Die Ära ist oben und unten durch ein paar einfache architek-
tonische Glieder abgeschlossen. Auf den Nebenseiten umschliesst
ein doppelter glatter Rand die etwa ,0*59 M. hohe, 0*37 M. breite
Bildfläche. Das Relief ist auf beiden Seiten, besonders aber auf
der linken (vom Beschauer), sehr flach behandelt; hie und da ist
der Grund ein wenig vertieft, um die Figuren etwas stärker her-
vortreten zu Lassen. Den Marmor hielt Zoega für pentelisch.

Auf der einen, vermuthlich der rechten Nebenseite (Taf. V)
erhebt sich aus felsigem Grunde ein laubreicher Baum, von einer
Rebe umwunden, deren Trauben hie und da unter dem Laube her-
vorhängen. Am Fusse des Baumes steht eine Wiege in Gestalt
einer vannus, welche grossentheils von einem Kinde ausgefüllt wird.
Der Körper des Kindes ist fast ganz, anscheinend absichtlich, zerstört,
so dass seine Lage sich nicht mehr im Einzelnen verfolgen lässt.
Deutlich sind nur der Kopf, ohne eine Spur des von Thiersch daran
bemerkten Stiercharakters, und das unförmlich grosse, emporge-
richtete Geschlechtsabzeichen, in welchem Rinck mit mehr Anstands-
gefühl als richtigem Blick den Satyrschwanz zu erkennen glaubte.
Der Kopf des Kindes ruht auf der linken Hand einer hinter der
Wiege am Boden knienden Frau, welche die Rechte gegen die
Beine des Kindes ausstreckt. Ihr Chiton ist auf der rechten Schul-
ter gelöst, so dass die ganze rechte Brust entblösst ist; den Blick
wendet sie zu einer fortgehenden Frau (s. u.) empor. Neben ihr
wird über dem unteren Ende der Wiege mit halbem Leibe eine
zweite vermuthlich ebenfalls kniende Frau sichtbar, mit dem
ärmellosen Chiton voll bekleidet. In der Rechten hält sie ein ge-
wundenes Trinkhorn über dem Rand der Wiege, während sie ihr
Gesicht von dem garstigen Anblick abwendet und die Linke mit

') Valentinelli marmi scolp, della Mwrciana S. XI ff.
 
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