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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

DOI issue:
Heft 2
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Michaelis, Adolf: Die Priaposara des Euporus aus Aquileia
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0107

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einer sprechenden Bewegung des Schreckens und Abscheus erhebt.
Noch deutlicher tritt diese Empfindung an der Frau hervor, welche
der geschilderten Scene den Rücken wendend auf der rechten Hälfte
des Bildes sich entfernt. Der grösste Theil ihres Körpers ist nackt;
der Mantel hängt von der linken Schulter hinter dem Rücken bis
etwa zur Mitte des rechten Schenkels herab, von wo ihn die mit
einem Armbande geschmückte Linke emporzieht und gegen das ge-
senkte Antlitz führt, als wollte die Frau ihr Schamgefühl dahinter
verbergen. Dieser Gestus wird durch die ausdrucksvolle Geberde
der rechten Hand verstärkt, welche sich abwehrend gegen den gar-
stigen Wechselbalg in der Wiege ausstreckt. Ein Band durchzieht
das einfach gescheitelte und hinten zu einem Schopf aufgebundene
Haar. Augenfällig ist die Aehnlichkeit unserer Figur mit der von
Winckelmann auf Pudicitia gedeuteten Flügelfrau bekannter Thon-
reliefs n), welche mit ähnlicher Geberde des Abscheus von der
fruchtgefüllten Schwinge mit hochragendem Phallus davonschwebt.

Die Deutung unserer Scene hat Zoega gegeben durch den
Hinweis auf das Scholion zu Apollonios Argon. 1, 932 (= Etym. M.
p. 2, 11 Aßapviba): Aiovucrou epaaOeTaa Acppobixri euipi auxuj, Kai
dvaxwpricravToc auxoü eic ty\v 'Ivöixriv euiyri xw Aöumbi. die be rjXBev
(dvfjXOev?) 6 Aiövuaoc, crxecpavov Troiriaaaa imr|vxr|0"ev auxw, Kai
(rreijjaaa aüxöv aKoXouBfjaai uev rjbeixo bid tö f\br\ yeTaufjaOai, ec be
AdjuvjjaKOV dvaxwprjö'aö'a tö e£ aüxfjc Kuoqpopouuevov eßouXexo xeKeiv
(Et. M. falsch dveXeiv). "Hpa be DiXoxurroOö'a ueua-feuuevr) xfj xeipi
ecpriipaTo xfjc xaaxpöc auxfjc Kai erroinae xeKeiv auopqpov 12). öv TTpia-
rcov TrpoaaYOpeuGfjvai. Kai xoöxov (so das Et. M.; der Laur. hat ck
xoü) dTrapvr|0"aa9ai xf^v Aqppobixnv, Kai bid xoöxo Afrapviba KXnBfj-
vai13). Die Vulgatscholien haben das kleine Verderbnis des Lau-
rentianus durch Einfügung eines ganzen Satzes zu beseitigen ge-
sucht: iboöaa be f) Aqppobixn ouk i^iuiaev dvaXaße'aGai, xd xe dXXa

") Winckelmann Mon. ined. 26. Combe Terrae, in the Brit. Mus. 15. Cam-
pana Op. in plast. 46.

12) So der Laurentianus und das Citat bei Steph. Byz. "Aßapvoc : die ge-
ringeren Handschriften bieten xetceiv Trcuboc rd xe ctWa oüaiuopcpov Kai ai&oiov
e'xovxa uuepiueYCC, das Et. M. xeneiv iraT&a ... ctoxr^ov Kai ßaGuaiocriov. Die
letztere Redaction hatte auch Natalis Comes mythol. p. 122 (257) vor Augen (vgl.
Dorschel qualem Nat. Comes praestiterit fidem, Greifsw. 1862, S. 21). Als geübter
Zeugnisfälscher erfindet er sich aber dazu als Gewährsmann „Possidonius in libro
de Heroibus et Daemonibus" (entlehnt aus Macrob. Sat. 1, 23, 7), während er p. 160
(347) genau dieselbe Geschichte auf „Apollonius", d. h. dessen Scholiasten, zu-
rückführt.

13) T11v xwpav dtirfte aus Steph. Byz. hinzuzufügen sein.
 
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