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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 1.1877

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Heft 2
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Gooß, Carl: Zu Corpus Inscriptionum Latinarum III, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9391#0137

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Im Thale des kleinen Szekäs muss dann aber die vom Raven-
naten und der peutingerischen Tafel erwähnte Station Sacidava nicht
nur aus localen, sondern auch aus sprachlichen Gründen gesucht
werden; denn der Name des Flusses Szekas ist offenbar identisch
mit dem ersten Theil des Stadtnamens Saci-dava, dessen letzter
Theil bekanntlich „heim" (daba, dava, süd-thrak. dama = domus)
bezeichnet.

Dass ein Volk oder Gau der Saci in Dacien bestand, lässt
sich aus der bekannten Stelle des Aurelius Victor*) beweisen
und dass in Dacien und dem benachbarten stammverwandten Mösien
Flussnamen sehr oft zur Bildung von Local- und Volksnamen ver-
wendet wurden, beweisen die Gaunamen der TTiKrivcrioi des Ptolemäus
(III, 9, 2.) und der Timachi des Plinius (III, 149), die doch offen-
bar von den Donauzuflüssen Piknus (heute Ipek) und Timacus (heute
Timok) gebildet sind, ferner die Städtenamen Tsierna von der Cserna,
Ampela vom Ompoly und der Gauname regio /Samus vom Szamos.
Ueberhaupt sind es ja gerade die Flüsse Daciens, welche das
sicherste thrakische Sprachgut bewahrt haben, so die Namen:
Marisus, Tissus, Tibiscus, Aluta, Ardessus, Tiarantus und Porata,
welche alle aus vorrömischer Zeit bezeugt sind und mithin von
Tomaschek und Jung ziemlich unmotivirt als Zeugen einer ununter-
brochenen Fortdauer einer romanisirten Bevölkerung in Dacien an-
geführt werden.

Ich führe daher sowohl zu weiterem Belege meiner Behaup-
tung, als auch zur Aufhellung des Terrains um Dorstadt noch zwei
andere Flussnamen an, deren einer für die sichere Locirung unserer
Strassenroute von eminenter Bedeutung ist. Die Station capid Bubali
der peutingerischen Tafel, welche der Ravennate caput Gubali (soll
wohl heissen Bugali) nennt*"), kann nirgend anders gesucht werden,
als am Oberlaufe des Bogonics im Banat. Ebenso fällt die Station
caput Stenarum, welche nach der peutingerischen Tafel 12 Milien oder
2'5 Meilen östlich von Cedoniae liegt, genau in das Quellgebiet des
Weissflusses. Da aber im Sprachgebrauche der römischen Geografen
caput durchaus Flussquelle oder Oberlauf heisst, so haben wir in
dem Stationsnamen Caput Stenarum einen neuen dacischen Fluss-
namen, den der heutigen Weiss erhalten.

*) Caesares c. 13: Quippe {Traicmus) primus, aut solus et.iam vires Romanos
trans Istrum. propagavit, domitis inprovinciam Dacorum püeaas Sacisque nationibus
Decibalo rege ac Sardonio.

**) Rav. 204, 1.
 
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