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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

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Benndorf, Otto: Mercurrelief von Carnuntum
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https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0012
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Mercur angehörten, mehrfach gebrochen die obere Hälfte eines
Votivsteines gefunden worden8), auf weichern Hermes, durch einen
Flügelhut charakterisirt, gleichfalls in Vorderansicht dargestellt ist,
wie er im linken, von herabfallendem Gewände bedeckten Arme
einen Knaben trägt. Iiier hält der Knabe Attribute. Nach der im
Fundbericht gegebenen ungenauen Beschreibung in der erhobenen
Rechten über dem Kopfe einen Fisch, in der linken an der Brust
etwa ein Opfermesser. Beides, ein Opfermesser und das Halten eines
Fisches oberhalb des Kopfes ist an sich, zumal für ein Kind, un-
verständlich und die veröffentlichte Zeichnung9) widerspricht Beidem.
Vom Kopfe oder Schwänze eines Fisches lässt sie nichts erkennen.
Man sieht nur, dass der fragliche Gegenstand oben kelchförmig
endigt, von gewundener Gestalt und am unteren Ende beschädigt
ist. Das Attribut der linken Hand hat annähernd cylindrische Form
und ist oben abgebrochen} über dem Bruche ist eine grössere Stelle
des Reliefs verletzt. Ucber diese verletzte Stelle hinweg hingen
wahrscheinlich die angeblichen Attribute ursprünglich zusammen.
Es werden Reste eines grossen Trinkhorns sein, das der Knabe mit
der Linken am unteren spitzen Ende, mit der Rechten etwas weiter
oben erfasst hielt. Bereits Wieseler 10), der den vermeintlichen Fisch
in der Hand einer vielfach mit dem Elemente des Wassers in Ver-
bindung stehenden Gottheit erklärlich fand und in der Linken eine
Fackel vermuthete, hat dies Monument auf Dionysos und Hermes
bezogen, der Sache nach gewiss mit Recht.

Ein verwandtes zweites Votivrelief ist 1762 von Godramstein
bei Landau in das Antiquarium von Mannheim gekommen11). Auch

p) Bull. d. inst. 1834 p. 45 (L. Schnüringer), p. 103 (C. Cavedoni). Bram-
bach corpus inscript. Rhenan. n. 1848.

9) Jahrbücher des Vereines von Altertlmmsfr. im Rheinlande XII Taf. V 1,
p. 17 (Panofka). Ravenez-Schöpflin l'Alsace illustree III p. 137, t. XIII 1.

10) Wiesel er Jahrbücher des Vereines von Altertlmmsfr. im Rheinlande XIII
p. 29 folg.

") Lamey Acta academiae Theodoro-Palatinae tom. II p. 11 folg., tab. II 2.
Graeff das grossherzogl. Antiquarium in Mannheim I p. 9 n. 11. Ferdinand Iiaug
die römischen Denksteine des grossherzogl. Antiquariums in Mannheim (Konstanz
1877) p. 19, n. 11. Ebendaselbst beschreibt F. Haug p. 44 n. 58 einen vierseitigen
Altar, auf dem neben Apollo und Vulcan Mercur dargestellt ist, „mit Hut und
Schuhen, sonst nackt, den r. Arm erhoben, die 1. Hand auf den Kopf eines Knaben
gelegt (wahrscheinlich Bacchus)". Auch vergleicht derselbe, sicher mit Unrecht,
einen Grabcippus in Luxemburg (Wiltheim Luciliburgensia, Luxemb. 1842 p. 186,
Fig. 159). Auf seinen Nebenseiten ist je eine unbekleidete Jünglingsgcstalt sichtbar,
welche mit einem Knaben spielt, den sie hier auf den Schultern reiten lässt, dort
auf der hocherhobenen linken Hand balancirt.
 
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