Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

DOI Artikel:
Benndorf, Otto: Mercurrelief von Carnuntum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

hier steht der jugendliche Gott en face, im gebogenen linken Arme,
über den von der Achsel herab ein langes Gewand niederfällt, einen
nackten Knaben tragend. Der Knabe hält sich mit der Rechten an
seiner Schulter an und scheint den abgebrochenen linken Arm auf-
wärts bewegt zu haben, gegen die rechte Hand des Mercur hin, die
in der Höhe des Kopfes ein beschädigtes Attribut hält, das für
einen Beutel erklärt wird. Im Rücken von Mercur kommt im Re-
liefgrund ein Caduceus zum Vorschein, am Boden steht links ein
Hahn, rechts ein Bock und eine Schildkröte.

In allen Hauptzügen übereinstimmend ist ferner eine kleine
Bronze aus Vindonissa im Museum der antiquarischen Gesellschaft
von ZürichHier ist der rechte Arm des Mercur gesenkt; in
der abgebrochenen Hand wird man am natürlichsten einen Beutel
oder den Schlangenstab vermuthen dürfen.

Auch ein drittes, gegenwärtig im Maximilians-Museum zu Augs-
burg befindliches Relief53), welches 1854 in der Nähe der Kirche
von Gersthofen gefunden wurde, zusammen mit dem Votivaltare eines
Mercurtempels und vier andern auf Mercur bezüglichen, mehr oder
weniger verstümmelten Monumenten, zeigt in „schlanken, sehr an-
muthigen Verhältnissen einen bis auf den fehlenden Kopf sehr gut
erhaltenen Mercur", welcher „mit der linken Hand und dem linken
Vorderarm einen Beutel und ein auf diesem sitzendes Knäbchen"
trägt, dem der Kopf und der vordere Theil der Füsse fehlen. Die
rechte Hand des Gottes hält abwärts gekehrt den Caduceus; auf
seiner linken Schulter und dem ganzen linken Arm ruht herabhän-
gendes Gewand; zu den Füssen sind links eine Schildkröte und ein
auf dieser stehender, stark verstümmelter Hahn sichtbar. Wesent-
lich abweichend ist diese Darstellung nur darin, „dass an den
Schultern des Knäbchens deutliche Spuren von Flügelansätzen" sich
befinden sollen, während „die Flügel selbst abgeschlagen sind". Ist
diese Beobachtung richtig, so liegt in dieser Darstellung eine neue
Verwendung des alten Motivs vor, deren Bedeutung in zuverlässiger
Weise wohl nur durch ausführlichere Wiederholungen ermittelt werden
kann. Selbstverständlich würde es zur Erklärung derselben unzu-

12) Mittheil, der antiquar. Gesellschaft in Zürich Band XIV Heft 4, Taf. I 7.
Band XVII Heft 7, p. 133 n. 60.

13) M. Metzger die römischen Steindenkmäler im Maximilians-Museum zu Augs-
burg (Augsburg 1862) p. 20 n. XII, Jahresbericht des historischen Vereines von
Schwaben und Neuburg 1855/56 p. 4 folg. [Inzwischen ist durch gefällige Ueber-
sendung einer Skizze, die wir Herrn Director Dr. Schreiber in Augsburg danken, die
einstige Existenz von Flügeln ausser Zweifel gestellt worden.]
 
Annotationen