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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

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Dilthey, Karl: Drei Votivhände aus Bronze
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https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0059
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wo die Darstellung der weihenden Person ausgelassen ist, doch die
zu schirmende Person sich hinter den vorgestreckten Fingern und
den ihnen nachziehenden Thieren wie hinter einem Bollwerk be-
finde. Besonders charakteristisch ist die Art und Weise, wie das
allen Votivhänden dieser Gattung gemeinsame Thier, die Schlange,
vom Handgelenke aus, das sie manchmal umringelt, sich drohend
aufrichtet an oder zwischen oder neben den ausgestreckten Fingern,
wie zu deren Verstärkung, und bisweilen die bewaffnete Tete der
Hand bildet, indem sie den drachenartigen, meist mit einem Kamm,
manchmal mit Kamm und Bart ausgestatteten Kopf lauernd über die
Spitze des Zeigefingers hebt12).

Aber das Anathem dieser Bronzehände, die so deutlich eine
mehr oder weniger reiche apotropaeische Armatur um das Haupt-
werkzeug der Prophylaxe gruppirt darstellen, die aber auch ohne
diese Ausrüstung vorkommen, erlaubt möglicherweise noch eine
zweite, von der eben angedeuteten etwas abweichende Interpretation,
auch diese indessen im Einklang mit dem allgemeinen Sinn der
Votivgabe, wie er vorhin bezeichnet worden ist. Wie, wenn diese
Hände die Rechte der Gottheit, welche dem Uebel Einhalt geboten,
abbildeten, und zum Ausdruck der bannenden Kraft, die sie bewährt,
oder auch in Erinnerung hilfreich mitwirkender Mittel, mit dem
apotropaeischen Apparat ausgestattet worden wären? Nach Plutarch
quaest. symp. IV 1, 3, 15 p.633 hatte Erasi Stratos die heilkräftigen
Mittel „Hände der Götter" genannt: Tag ßacriAixac; Kai dXeiEiqpapud-
Kovg eKeivac; buvdueig, dg Gewv xeiPaS ujvöua£ev 'EpaaicTTpaTog. Galen
de compos. med. sec. loc. VI Bd. XII 966 ed. Kühn sagt, Hero-
philos habe die Heilmittel als „Götterhände" bezeichnet: oiöv irep
Gewv X£iPaS eivou xd qpdpuotKa. Die Unsicherheit über den Urheber
beweist wohl, dass der Spruch der Klasse angeblicher Apophthegmata
angehört und schwerlich sich in den Schriften eines der zwei grossen
alexandrinischen Aerzte vorfand; nach dem Eindruck zu urtheilen,
hat er das Gepräge hoher Alterthümlichkeit. In der mystisch-
symbolischen Redeweise der Griechen werden die XeiPeS für öuvdueig

gebraucht werde und beschreibt gleich darauf eine symbolische Handlung, der man
den gleichen Erfolg beimesse. Wenn in alterthümlichen Vasendarstellungen der
Athenageburt Apollo kitharaspielend gegenwärtig ist, so zweifle ich nicht im Ge-
ringsten, dass wir uns hierbei der heilsamen, das. Widrige bannenden Kraft, welche
die Alten der Musik zuschrieben, erinnern müssen.

12) Die Anschauung, dass Krankheiten wie feindselige Mächte durch Zauber-
mittel in die Flucht geschlagen werden, wird deutlich ausgedrückt in den
Anm. 10 angeführten Beschwörungsformeln.
 
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