Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

DOI Artikel:
Hirschfeld, Otto: Fundberichte aus Oesterreich-Ungarn: archäologisch-epigraphischer Bericht aus Ungarn 1877
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0081
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Im Jahre 1877 untersuchte Dr. Romer in Szt. Endre eine römische Begräb-
nissstätte, die ausser Thonscherben und vier Menschenschädeln keine Ausbeute
lieferte. Der Fund kam ins Nat.-Mus.

Düna Keszi, gegenüber Szt. Endre, auf dem linken Donauufer. Hier hat
Dr. Römer schon vor längerer Zeit die Ueberreste eines römischen Ufercastells con-
statirt. Eine Ausgrabung, die 1877 auf dem Terrain dieses Castells in Dr. Romers
Beisein vorgenommen wurde, ergab die Blosslegung von Fundamenten und einige
Ziegel mit Stempel. Römer schreibt darüber (A. Kk. XI S. 44): „Diesmal wurde

die Ausgrabung in der nördlichen Linie vorgenommen...... Die Ausdehnung des

Castells beträgt 144 Quadratmeter, es liegt nahe zur Donau und ist gegen Norden
durch einen tiefen Graben begrenzt, welchen fliessendes Quellwasser benetzt. Gegen-
über, am Horänyer Ufer (auf der Szt. Endreer Insel) liegt das Contrefort in unbe-
rührtem Zustande, wie das wellige Terrain beweist. Als Resultat der Ausgrabung
zeigten sich zwei Meter breite Mauern, vermuthlich das praetorium, Theile einzelner

Wohnstätten, grosse Fussbodenziegel und darüber das Terrazzo..... Die Heiten-

wände ragten nur wenig über den Fussboden empor und waren stellenweise mit
dunkelrothen Streifen auf weissem Grunde verziert".

Von den Ziegelinschriften ist a) die eine OFARNM.XENTIAVIN (vgl. Ephem.

II p. 403 n. 788) bisher nicht genügend erklärt; Romer denkt an Vincentia (vgl. C.

III 3773). — b) Der zweite hier gefundene Ziegelstempel OF ARBONO (vgl. Ephem.
II p. 433 n. 923) ist offenbar aus derselben Offizin hervorgegangen, wie die vorher-
erwähnten. In dieser und ähnlicher Form erscheint er noch an mehreren Stellen
längs der Donau, woraus Romer schliesst, dass man wie heute zu den verschiedenen
Militärbauten längs der Donau das Baumaterial mittelst Schiffen zuführte. — c) Ein
dritter Stempel LVPICINi i k. (Lupicini tribuni) wurde gleichfalls längs der Donau be-
reits in O-Szöny, Pilis - Maroth, Hosszuret, Horäny constatirt, woraus die Gleich-
zeitigkeit aller dieser Bauten hervorzugehen scheint. Alle diese Ziegel brachte
Dr. Romer ins Nat.-Mus. — Gleichfalls von Dunakeszi stammt das Fragment eines
Ziegelstempels mit RI [Frige]ri[dus\. Nat.-Mus. 1877.

Horany. Vom Castrum am Horänyer Ufer erhielt Dr. Romer ein Ziegel-
fragment mit: ALENTIN, ein Stempel der als AP VALENTIN ITR vollständig erhalten
auch in Altofen vorgekommen ist.

Waitzner Insel. Im Jahre 1877 hat Dr. Römer auf dieser Insel in der
Richtung des Ortes Kaläz die Ueberreste eines römischen Rundthurmes constatirt,
die noch etwa einen Meter hoch aus dem Boden hervorragen. Römer A. Kk. XI S. 45.

Duna-Bogdäny (wahrscheinlich Girpi Mansio). a) In der Nähe des
Castrums wurde noch 1867 das Fragment einer Votivtafel gefunden; jetzt im Nat.-
Mus. Römer A. Kk. XI S. 35.

A V GG •
Q_- MAENIVS

__^MixLiZS—

b) 1877 wurde ebendaselbst in den Resten römischen Mauerwerkes nächst
dem Castrum ein Sarkophag mit einer Inschrift gefunden, die Römer nach einer
von Herrn Paul Szentpetery angefertigten Abschrift gibt. Römer A. Kk. S. 34
n. XH. Neben der Inschrift zu beiden Seiten je ein geflügelter Genius mit zu
 
Annotationen