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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

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Hübner, E.: Römische Schildbuckel
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https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0119
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sainmenstellen; eine Untersuchung, welche mit den ältesten erreich-
baren Formen der römischen Schilde beginnend, wie sie einzelne
Münztypen und Denkmäler, wie das Tropaeum des Marius, bieten,
die Weiterbildung derselben in den verschiedenen Epochen des rö-
mischen Kriegswesens und ihre Unterscheidung je nach der Ver-
wendung bei den verschiedenen Truppengattungen verfolgte und an
der Hand der Denkmäler darlegte, lässt sich aus dem Zusammen-
hang einer allgemeinen Betrachtung von Tracht und Bewaffnung
des römischen Heeres, für welche der Unterzeichnete seit Jahren
Sammlungen angelegt hat, nicht loslösens). Insbesondere wird erst
in solchem Zusammenhang die Frage wenigstens annähernd erledigt
werden können, wie weit runde oder oblonge Form des Schild-
buckels einen Rückschluss auf die Form des Schildes selbst und
mithin auf seine Verwendung bei einer bestimmten Truppe gestatten.

Fünf Schildbuckel aus Erz sind mir bekannt, welche nach
Form und Verzierungen sowie darin, dass sie fast sämmtlich latei-
nische Aufschriften tragen, dem Hermannstädter am nächsten stehen.

1. Weitaus der gröfste und schönste ist der eine der in Eng-
land gefundenen; er verdient auch desshalb an die Spitze gestellt
zu werden, weil er am sichersten datierbar ist. Gefunden ist er
im Jahr 1867 im Bett des Flusses Tyne bei South Shields; Canon
Grreenwell in Durham besitzt ihn. Eine kleine, aber vortreffliche
und stilgetreue Abbildung giebt Bruce's Lapidarium septentrionale
S. 58 Nr. 106; eine gröi'sere (etwa in halber Naturgröfse) in zier-
lichsten Umrissen Lindenschmit Bd. 3 Heft 4 Taf. III. Es ist
eine oblonge, schwach gewölbte Platte aus dünnem Erzblech, 20 Cen-
timeter hoch, 26 breit (ll6/s zu 102/8 englischen Zollen); in der Mitte
erhebt sich der kreisrunde Umbo. Die Verzierungen sind, genau
so wie auf dem Hermannstädter, theils in feinen zusammenhängen-
den, theils in punktierten Linien eingraviert; die bildlichen Dar-
stellungen heben sich im blanken Erz gegen den versilberten Hinter-
grund ab- Auf dem Umbo, den Mittelpunkt der ganzen Verzierung

8) Einstweilen gibt eine Tafel Lindenschmits, Bd. 3 Heft 2 Taf. III, ein
Paar lehrreiche Beispiele von der Art, wie die Schildbuckel gleichsam von selbst
aus der Fügung und Festigung des hölzernen, wohl meist mit Leder überzogenen
Schildes hervorgegangen sind. Vollständige Exemplare oder wenigstens verständ-
liche Fragmente älterer einfacher Schilde des römischen Heeres scheinen sehr selten
zu sein; in den gröfseren italienischen Sammlungen habe ich mich vergeblich da-
nach umgesehen; das Museo Gregoriano und Fiorellis Catalog der Waffen des Mu-
seums von Neapel verzeichnen keine Beispiele. In den zahllosen kleineren Samm-
lungen Italiens steckt gewiss noch mancherlei.

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