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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

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Hirschfeld, Otto: Ausgrabungen in Carnuntum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0189
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Zahl kleiner Räume blosgelegt haben. *) „Ausserdem ist ein
grösserer Raum in der Mitte des Burgfeldes aufgedeckt
worden und zwar in geringer Entfernung westlich von der ns.
Achse des Lagers, ungefähr drei Meter unter dem heutigen Feld-
boden. Er hat eine fast quadrate Form und misst in der Rich-
tung von Nord nach Süd 9*60, in der Richtung von West nach
Ost 9'75 im Lichten; die Mauern sind O60 — 0*80 dick, in
solider Construction aus Bruchsteinen aufgeführt. Verschiedene
gleich starke Mauern, die im Westen Süden und Osten anstossen
und sich gegenwärtig in dem noch unberührten hohen Erdreich der
Umgebung verlieren, lassen mit Sicherheit auf den Complex eines
bedeutenderen Gebäudes schliessen, dessen übrige Theile noch
aufzudecken sind. Den Eingang in den ausgegrabenen Raum scheint
ein in der Mitte der nördlichen Mauer lagernder Stein zu bezeichnen,
der wie eine Schwelle ausgetreten ist. Die westliche und die öst-
liche Wand des Raums, ebenso grösstentheils der Boden zeigen viel-
fache Ueberreste eines Hypocaustums, welches durch zwei aus der
westlichen Mauer einmündende Canäle geheizt wurde. Die ungefähr
O60 hoch aufgemauerten Backsteinpfeiler des Hypocaustums sind
auf dem jetzt sichtbaren untersten Boden des Raums in grösserer
Zahl erhalten, während der Fussboden, den sie trugen, anschein-
lich ganz geschwunden ist. Sie umstehen hier einen an die Mitte
der nördlichen Wand stossenden 4'00 X 6'20 im Grundriss grossen
Bau, der 065 hoch über dem unteren Boden des Hypocaustums
emporstehend, jetzt wie ein Podium aussieht, aus Beton massiv auf-
geführt und mit Backsteinmauern umgrenzt ist. Die Oberfläche
desselben muss einen Theil des einstigen Fussbodens gebildet oder
getragen haben; heizbar war nur der übrige Theil des Bodenraums,
der ihn in dem Planschema eines Tricliniums von drei Seiten umgibt.

Dem wahrscheinlichen Eingang gegenüber, in der Mitte der
südlichen Wand und dicht an dieselbe anstossend, erhebt sich eine
grosse Basis oder Ära aus Kalkstein. Sie ist 1*50 hoch, 115 breit,
075 dick und ruht auf einem O70 hoch aufgemauerten Sockel, der
in das Hypocaustum hinabreicht und von dem Fussboden verdeckt
war. Die Basis hat unten wie oben auf den drei sichtbaren Seiten

*) Die folgende Beschreibung des aufgedeckten Raumes und der darin ge-
fundenen Statuenfragmente rührt von Benndorf her, mit dem ich am 19. No-
vember die Ausgrabungen besichtigt habe; die Massangaben verdanken wir der
freundlichen Mittheilung des Bautechnikers Herrn MorizKönig, der auch in diesem
Jahre die Ausgrabungen an Ort und Stelle leitet.
 
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