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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kekulé von Stradonitz, Reinhard: Marmorgruppe der Sammlung Modena in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0020
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figur27) mehr oder minder in den allgemeinen Zügen übereinstimmend
vorkommt und die als Genetrix gedachte Venus in Stellung und
Gewandung ähnlich, aber ohne Amor, in römischen Reliefs mehrfach
nachgewiesen ist28).

Die Münzen des Caesar mit dem Kopfe der Venus und dabei
Amor, des M.' Cordius Rufus mit der ganzen Figur der Wage und
Scepter haltenden Venus mit Amor an der Schulter, lehren, dass
in Caesars Zeit diese Combination beliebt, das Relief in S. Vitale
in Ravenna mit der Apotheose der Julier, dass sie in augusteischer
Zeit gewissermassen officiell anerkannt war; das mediceische Relief,
dass dieselbe noch in der Zeit der Antonine üblich war ■ und nicht
gleich, aber verwandt ist die vollbekleidete Venus mit Scepter in
der rechten Hand und Amor auf dem linken Arm, mit der Um-
schrift Veneri felici, auf einer Münze der Julia Mamaea 29).

Reifferscheid hat die Vermuthung aufgestellt, dass für die von
ihm dem Arkesilaos zugeschriebene Gruppirung der Venus mit
Amor der Künstler von einer in Campanien üblichen Darstellungs-
weise angeregt worden sei, wie sie in der Venus Fisica der pompe-
janischen Bilder vorliege30). Die Verwandtschaft mit diesen Bildern
leugne ich nicht. Aber sie beruht doch hauptsächlich auf der Figur
der Venus selbst und auf dem Beigeben des Amor, aber nicht auf
einer ähnlichen Gruppirung. Auch werden die Formen, in denen
wir diese Venus kennen, doch schwerlich älter sein als die von
Caesar geweihte Venus Genetrix und man könnte doch auch umge-
kehrt vermuthen, dass die Beliebtheit eben dieser Form der Venus
Fisica in Pompeji vielleicht gerade in augusteischer Zeit durch die
loyale Verehrung der Stammmutter des julischen Geschlechts ver-
anlasst worden sei.

Jedesfalls lassen sich für jene Gruppirung der römischen Reliefs
und Münzbilder unmittelbarere Vorbilder in älteren Kunstformen
nachweisen 31) und es führt keine Spur darauf, dass sie gerade in Cam-
panien ihre Ausbildung gefunden oder hier gang und gäbe gewesen
seien. Denn der älteren Form oder der in älterem Sinne aufge-
fassten Darstellung der Venus Fisica oder Pompeiana scheint eben

") Clarac pl. 632 D, 1293 A. Vergl. ebd. 1293 B. Gazzera Congetture in-
tomo ad una statuina di bronzo ist mir nicht zugänglich.

") Köhler Annali 1863 S. 199 f. Reifferscheid ebd. S. 362. Conze Die
Familie des Augustus S. 11 f.

ä9) Cohen Med. imper. IV p. 79, 18 ff. Vergl. unsere Taf. II, 6.

30) Heibig 7. 60. 65. 66. 295. 296.

31) Vergl. Heibig Untersuchungen S. 24.
 
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