gottlosen Wendung, dass für den Gott heute schlechterdings von
dem Fang Nichts abfällt.
So stellt sich in dem Bilde das Leben und Treiben armer Fischer-
leute recht unmittelbar und anschaulich dar. Mit den unschein-
lichsten Mitteln sagt es mehr, als man auf den ersten Blick anzu-
erkennen geneigt sein mag. Unverhohlen, aber ohne jeden Zug von
Sentimentalität bringt es einen Gegensatz von Stadt und Land zu
Bewusstsein, in einer Art die von der Auffassung der Bukolik
wesentlich verschieden ist. Der Vergleich, welcher in der Idylle
stets zum Vortheile des Landlebens ausschlägt, spricht hier laut zu
Gunsten der Stadt. Das ungeschliffene Betragen des Dörfers wird
gleichsam stillschweigend der feinen Sitte des Städters entgegen-
gesetzt und die gutmüthige Ironie, welche durch die ganze Dar-
stellung zieht, schmeichelt dem Selbstgefühle des einen, ohne den
andern zu verletzen. Durch diese Tendenz nähert sie sich, nicht
als ein Isolirtes, sondern unter den vielfachsten Analogien aus der
Kleinkunst des vierten Jahrhunderts, dem Charakter der mittleren
und neueren attischen Komödie, welcher aus der Fülle des alltäg-
lichen Lebens auch der Fischmarkt ein reiches und ergiebiges Feld
zu Charakterstudien bot18). Verwandter noch mag das Produkt eines
bescheidenen Vasenmalers den in ganz Griechenland volksthümlichen
Possenspielen sein, welche ihre höchste Ausbildung in Sophrons Mimen
erfuhren.
Wien ROBERT SCHNEIDER
Zum Badener Relief
(Taf. IV)
Im I. Bande dieser Mittheilungen ist S. 71 das von Dr. Rollet
in Baden nahe dieser Stadt am Wiener-Neustädter Canale aufge-
fundene Relief vorläufig besprochen worden. Es wird hier in Ab-
bildung*) mitgetheilt (Taf. IV). Wie man aus dieser entnimmt, ist
die weibliche Figur der Hauptseite ungeflügelt, während man früher,
wohl in Folge der schlechten Erhaltung des Steines, Flügel an
1S) Vgl. Becker Charikles II S. 152 ff. Die Darstellung eines Fischmarktes
auf einem Krater aus Lipari {Bull, dell' Inst. 1864 p. 55) scheint unter solchem
Einflüsse entstanden zu sein.
*) Nach einer genauen Zeichnung, die ich vor dem Original revidirt habe, O. B.
dem Fang Nichts abfällt.
So stellt sich in dem Bilde das Leben und Treiben armer Fischer-
leute recht unmittelbar und anschaulich dar. Mit den unschein-
lichsten Mitteln sagt es mehr, als man auf den ersten Blick anzu-
erkennen geneigt sein mag. Unverhohlen, aber ohne jeden Zug von
Sentimentalität bringt es einen Gegensatz von Stadt und Land zu
Bewusstsein, in einer Art die von der Auffassung der Bukolik
wesentlich verschieden ist. Der Vergleich, welcher in der Idylle
stets zum Vortheile des Landlebens ausschlägt, spricht hier laut zu
Gunsten der Stadt. Das ungeschliffene Betragen des Dörfers wird
gleichsam stillschweigend der feinen Sitte des Städters entgegen-
gesetzt und die gutmüthige Ironie, welche durch die ganze Dar-
stellung zieht, schmeichelt dem Selbstgefühle des einen, ohne den
andern zu verletzen. Durch diese Tendenz nähert sie sich, nicht
als ein Isolirtes, sondern unter den vielfachsten Analogien aus der
Kleinkunst des vierten Jahrhunderts, dem Charakter der mittleren
und neueren attischen Komödie, welcher aus der Fülle des alltäg-
lichen Lebens auch der Fischmarkt ein reiches und ergiebiges Feld
zu Charakterstudien bot18). Verwandter noch mag das Produkt eines
bescheidenen Vasenmalers den in ganz Griechenland volksthümlichen
Possenspielen sein, welche ihre höchste Ausbildung in Sophrons Mimen
erfuhren.
Wien ROBERT SCHNEIDER
Zum Badener Relief
(Taf. IV)
Im I. Bande dieser Mittheilungen ist S. 71 das von Dr. Rollet
in Baden nahe dieser Stadt am Wiener-Neustädter Canale aufge-
fundene Relief vorläufig besprochen worden. Es wird hier in Ab-
bildung*) mitgetheilt (Taf. IV). Wie man aus dieser entnimmt, ist
die weibliche Figur der Hauptseite ungeflügelt, während man früher,
wohl in Folge der schlechten Erhaltung des Steines, Flügel an
1S) Vgl. Becker Charikles II S. 152 ff. Die Darstellung eines Fischmarktes
auf einem Krater aus Lipari {Bull, dell' Inst. 1864 p. 55) scheint unter solchem
Einflüsse entstanden zu sein.
*) Nach einer genauen Zeichnung, die ich vor dem Original revidirt habe, O. B.