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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kenner, Friedrich von: Zum Badener Relief
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0036
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30

ihren Schultern erkennen zu müssen glaubte. Es ist also nicht
Victoria dargestellt, sondern eine kriegerische Göttin, welche dem
vor ihr stehenden Jüngling einen Helm reicht.

Sie lässt sich unschwer als die der Victoria nahe verwandte
Venus victrix bezeichnen; die Art der Gewandung und das Attribut
des Helmes sind Merkmale, welche über diese Bestimmung keinen
Zweifel aufkommen lassen.

Allerdings würde es schwer sein, den Beweis dafür aus anderen
analogen Reliefs zu führen; nicht blos kommt diese Scene auf Denk-
malen unserer Länder selten vor, sondern es fehlt auch überhaupt
an einer Zusammenstellung des Materiales, welches provinzielle Ar-
beiten später Zeit darbieten. Aber die Münzbilder der Kaiserzeit,
die unserem Relief zeitlich ganz nahe stehen mögen, liefern aus-
reichende Anhalte. Sie sind durch die Umschrift: VENVS VICTRIX
oder VENERI VICTRICI sicher erklärt und wiederholen sich durch
mehr als zwei Jahrhunderte, so dass aus der Vergleichung der zahl-
reichen Varietäten das Wesentliche ihrer Symbolik von den un-
wesentlichen Aenderungen und Zuthaten leicht gesondert werden kann.

Ich fasse zusammen, was sich in dieser Richtung an dem vor-
züglichen Materiale beobachten lässt, das die Münzensammlung des
Allerhöchsten Kaiserhauses darbietet und citire nach Cohen descrip-
tion liistorique de monnaies frappees sous l'empire Romaine, auf deren
betreffende Abschnitte sich die eingeklammerten Nummern beziehen.

Auf den Münzen mit Julius Caesars und des Augustus Bildniss
erscheint Venus wiederholt als die Stammmutter des julischen Hauses
(J. Caesar 23, 24, 26, 34, 38, 40; Augustus 72) gefeiert, jedoch ohne
Umschrift, daher diese Gepräge hier übergangen werden. Nur so
viel sei bemerkt, dass das Attribut der Sieghaftigkeit, die Victoria,
auf Caesars Münzen selten fehlt und ein neuer Typus auf jenen des
Augustus aus den Jahren 35 bis 28 (72) auftritt, welcher die Göttin
mit dem Kriegsmantel, der die 1. Schulter und die Füsse von den
Hüften abwärts bedeckt, darstellt. Sie wendet dem Beschauer den
Rücken zu, stützt sich mit dem 1. Arme, in dem der Speer ruht,
auf eine kurze Säule und hält in der ausgestreckten R. einen Helm;
an der Säule lehnt ein Schild. In diesem Typus, der später der
wichtigere für die Darstellung der Venus victrix geworden ist, tritt
also zum ersten Male statt der Victoria das Attribut des Helmes auf.

Nach längerer Zeit, als die julische Familie schon lange aus-
gestorben war, kehrt er mit der Umschrift VENVS AVGVSTA auf
Münzen mit dem Bildnis der Tochter des K.Titus, Julia, und der
Kaiserinnen Domitia (1) und Sabina (33) wieder (5, 7); letztere
 
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