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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kenner, Friedrich von: Zum Badener Relief
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0040
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gelassen; aus diesem Grunde zeigt sich in ihm die Göttin dem Be-
schauer zugewendet, wie es bei blos repräsentativ gedachten Götter-
bildern das Gewöhnliche ist. Das Darreichen des Helmes bleibt
auch hier beibehalten. Was beide Typen am auffallendsten scheidet,
ist also die bei dem einen vorhandene, bei dem andern fehlende
Beziehung auf Mars. Wenn daher beide gleichzeitig auf Münzen
mit dem Bildnis einer und derselben Kaiserin erscheinen, so muss
dies in verschiedenem Sinne geschehen sein; der princeps konnte
nur so Anwendung finden, dass die ihm innewohnende Beziehung
auf Mars, auf das Verhältniss der Kaiserin zu ihrem Gemahl über-
tragen wurde, während der secundäre Typus eine solche Weiter-
führung der Allegorie nicht bedurfte. Damit mag es zusammen-
hängen, dass letzterer sowohl auf Münzen von Kaiserinnen, als auch
auf solchen von Kaisern begegnet, wie Caracalla, Elagabalus, Gor-
dianus, Valerianus, Gallienus. Dagegen der princeps konnte auf
Kaisermünzen nicht aufgenommen werden, er wird nur auf Münzen
mit dem Bildnis von Kaiserinnen (Faustina junior, Crispina, J. Domna,
Salonina) getroffen; es stimmt trefflich dazu, dass die betreffenden
Kaiser: M. Aurel, Commodus, Septimius Severus, Gallienus in der
That in schwere Kriege verwickelt waren. Daher liegt die Ver-
muthung nahe, dass manche ihrer Münzen mit dem Bilde des Mars
als Gegenstücke zu jenen Münzen geschlagen wurden, welche mit
den Porträten ihrer Gemahlinnen den Typus princeps der Venus victrix
verbinden.

Es lässt sich erwarten, dass die römische Kunst nach dem
ihr eigenthümlichen Charakter den ursprünglich auf Mars und Venus
abzielenden, dann auf den Kaiser und die Kaiserin übertragenen
Gedanken noch weiter verallgemeinert und sich seiner bedient habe,
um in jedem anderen gegebenen Falle dem Kriegsglück und der
Sieghaftigkeit eines einzelnen Menschen einen geläufig gewordenen
bildlichen Ausdruck zu geben.

Das Badener Relief, um zu diesem zurückzukehren, darf als
Beweis dafür gelten. Die Hauptfigur trägt den Mantel genau so,
wie Venus victrix im Typus princeps; sie hält wie diese den Helm
in der R. und ist, sowie die Göttin auf den Dupondien der jüngeren
Faustina, mit einer zweiten Figur zusammengestellt; nur ist diese
hier nicht Mars, sondern augenscheinlich derjenige, dem das Denk-
mal, zu welchem unser Relief gehörte, errichtet war. Auch ist in
letzterem der Moment der Ausrüstung selbst, das Ueberreichen des
Helmes, dargestellt, während die Münzbilder andere Momente, der.
unmittelbar vorausgehenden, in welchem Venus den herannahenden
 
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