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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kenner, Friedrich von: Zum Badener Relief
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0041
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Mars erwartet, und den zunächst folgenden des Abschieds zum
Gegenstande haben. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden,
dass unser Relief den gleichen Gedanken wie die Münzbilder ver-
anschaulicht. Ein junger Krieger soll damit als glücklicher, tapferer
und siegreicher Soldat bezeichnet werden.

Entsprechend der idealen Frauengestalt zu seiner Seite ist auch
er nicht in der vollen Soldatenrüstung, als statua thoracata, sondern
als statua Achittea, als Heros, nackt, mit der Chlarnys dargestellt,
die L. greift an das kurze Schwert, wodurch ein wirksamer Falten-
wurf des Gewandstücks motivirt wird. In dieser Stellung erinnert
er lebhaft an die Figur des Mars auf den öfter genannten Dupon-
dien der jüngeren Faustina; es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass
diese oder eine ähnliche uns noch unbekannte Münze dem Bildhauer
unseres Reliefs als Vorbild gedient habe.

Wahrscheinlich war unser gefeierter Held ein junger Officier;
die auf die Scene zuschreitenden Figuren der Nebenseite, welche
Soldaten darstellen, wie die Panzerschienen in der Hüftengegend
des einen andeuten, repräsentiren offenbar nur das Gefolge oder die
von dem jungen Krieger der Hauptseite geführte Truppe; es kann
angenommen werden, dass auf der andern Nebenseite, wenn sie
gleichfalls mit einem Relief geschmückt war, eine entsprechende
Gruppe von Soldaten zu Fuss oder von einem Soldaten mit dem
Pferde des Verstorbenen sichtbar gewesen sei*).

Die Farbspuren lassen sich, da sie verblichen sind, nicht
weiter verfolgen; auch über die architektonische Bestimmung des
Reliefsteines kann nur eine Vermuthung aufgestellt werden, da
prägnante Anzeichen fehlen. Auf der Hauptseite waren, wie aus
der noch vorhandenen Umrahmung sichtbar ist, nur zwei Figuren
angebracht; dies lässt schliessen, dass auch die Nebenseiten ihrer
nicht mehr enthielten. Die Hauptseite hat 62 Cm. Breite und 50 Cm.
Höhe. Reconstruirt man nach diesen Maassen die zweite Neben-
und die Rückseite, welche sehr wahrscheinlich leer war, so erhält
man einen Würfel, den wir uns etwa aus Backsteinen aufgeführt
und auf drei, vielleicht auf allen vier Seiten mit Steinplatten ver-
kleidet vorstellen werden, von welchen drei mit Reliefs versehen
waren; nach seinen Dimensionen kann er nicht wohl etwas anderes
als das Postament eines Grabmales gewesen sein; der darauf ruhende

*) Aehnliches auf den Schmalseiten des in Karlsburg (Siebenbürgen) gefun-
denen Sarkophages n. 232 im unteren k. k. Belvedere.

3*
 
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