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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Sacken, Carl von: Neuere Erwerbungen der Antikensammlung des A. h. Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0144
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Zwei Reiterinnen (Amazonen ?), aus demselben Model aus-
gedruckt, von geringer Arbeit. Sie sitzen nach Männerart auf
plumpen Pferden, bekleidet mit kurzer Tunica und Chlamys, auf
dem Kopfe eine konische Mütze, die weit in den Nacken hinab-
reicht; die Hände sind stumpf, kaum angedeutet.

7. Kopf eines jungen Mannes en fac,e, lebensgross, Hochrelief
aus Marmor vom Prothyrion des Prytaneums in Palatitza. Geschenk
des Hrn. Contre-Admiral von Sterneck. Das feingeschnittene Ge-
sicht von individuellen Zügen zeigt semitischen Charakter in den
scharf gegen die von der Wurzel an sanft gebogene Nase zulaufenden
Augenbrauen, den grossen Augen, den fleischigen Lippen und
flachen Wangen mit etwas starken Backenknochen; Oberlippe und
Wangen haben einen Anflug von Bart, das reiche, wenig gelockte
Haar bildet über der Stirne eine breite Masse. Der Kopf, offenbar
Portrait, befindet sich auf einer wahrscheinlich zur Architektur ge-
hörigen oben bogenförmigen Platte mit stark vortretendem Karnies,
in diesem steckt oben noch ein Eisenzapfen.

8. Zwei kleine Statuen der Astarte oder Aphrodite aus weichem
Kalkstein im alten, mit Elementen der vorderasiatischen Kunst durch-
setzten Style, Gestalten von streng hieratischem Typus in feierlich
steifer Haltung mit geschlossenen, parallel gestellten Füssen. Bei
der grösseren von 79 Ctm. Höhe hängt die Rechte gerade herab,
die gebogene Linke hält vor der Brust ein kleines Gefäss, dessen
Henkel in Blumenknospen endigen. Die Figur ist mit einer Art
von Doppelchiton bekleidet, ohne Falten, steif anliegend, unten ab-
stehend. Der reiche Schmuck besteht aus langen Ohrgehängen, drei
immer grösseren Colliers und einer zwischen den Brüsten liegenden
Bulla oder Scheibe mit langer Spitze in der Mitte an einer Schnur.
Das conventionell typische Gesicht mit so stark hervorgequollenen
Augen, dass dieselben gegen die Wangen weit vorstehen, ist runder
und in den Zügen weicher als bei dem archaisch griechischen Typus,
die Stirne aber auch ungemein niedrig. Eigenthümlich erscheint
die Anordnung des Haares; dieses bildet acht auf dem Scheitel
aufliegende, über der Stirne in kleine Schnecken endende Locken
und fällt, an den Ohren kleine Büschel, wie Schirme bildend, in
breiter Masse über den Rücken herab.

Die zweite, 48 Ctm. hohe Figur, ebenfalls im langen, falten-
losen Kleide steif stehend, hält mit der rechten Hand vor der Brust
eine Granatblüthe, mit der am Leibe herabhängenden linken eine
Lotosknospe (?). Das Gesicht nähert sich mehr dem altgriechischen
Schema, als dies bei der vorbeschriebenen Figur der Fall ist, den
 
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