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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kubitschek, Wilhelm; Loewy, Emanuel: Bericht über eine Reise in Ungarn, Slavonien und Croatien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0173
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wieder das östlich davon gelegene Brigetio in Oberpannonien einbezieht; aller Wahr-
scheinlichkeit nach gieng die Grenze zwischen Crumerum (vgl. Mommsen im C. I. L.
III, p. 460, der es dagegen im Index wol aus Versehen zu Pannonia superior rechnet)
und Azao (cf. a. a. 0. p. 460. 537) bis an den Plattensee, durchschnitt diesen, so
dass die östliche Seite zu Unter-, die westliche zu Oberpannonien gehörte und ging
dann wol bis an die Mündung des Verbas. Abgesehen von der Erleichterung,
welche der langgestreckte See bei der Abgrenzung der Provinzen bot, spricht dafür
der wahrscheinliche Fundort der vorliegenden Inschrift.

Wie man an Ort und Stelle mittheilte, wurde der Stein zusammt den oben
unter 1. 2. 3. erwähnten Stücken im Garten des Grafen Festetics gefunden. Das
kann indess nicht richtig sein, denn Paür, der die genannten Steine bereits pu-
blicirte, hätte gewiss auch diesen abgeschrieben, wenn er schon früher gefunden
worden wäre und ausserdem stimmt nicht die Angabe der Millien auf dem Steine
mit dem angeblichen Fundorte. — Die nächstliegende Ergänzung ab Äq(uinco) in
der vorletzten Zeile würde nicht mit der Zahl 46 — 49 (denn eine höhere kann in
der letzten Zeile nicht angesetzt werden) stimmen. Der angegebenen Entfernung
und zugleich den Spuren auf dem Steine entspricht noch am ehesten Aqua viva bei
Warasdin. Indess ist auch dann noch die Entfernung um circa 8 Millien zu gering
veranschlagt. Vielleicht darf man annehmen, dass der Stein als ein ansehnliches
Stück diese geringe Strecke weit bis nach Keszthely transportirt wurde, um den
Schlosshof zu zieren. Eine genaue Fundnotiz, ist, wie man sieht, zur Feststellung
der Grenzen der beiden Pannonien höchst wünschenswerth.

Der Keszthelyer Meilenstein beweist, wenn unsere Ergänzung das Richtige
trifft, das Vorhandensein einer Strasse von Aqua viva nach Mogentiana, die das
Mittelstück einer grossen Strasse von Andautonia (nur bis dorthin können wir sie
verfolgen, sie gieng aber zweifellos über Karlstadt hinaus, von wo der weitere Lauf
der Strasse bis an das Meer nach Senia gesichert ist) nach Aquincum bildet. Andau-
tonia, Aqua viva und Mogentiana wären dann wichtige Punkte, in denen diese Strasse
durch andere Parallelhauptstrassen geschnitten wird, in Mogentiana durch die Strasse
Vindobona-Savaria-Sopianae-Mursa (Teutiburgium), in Aqua viva durch die Strasse
Poetovio-Mursa (Teutiburgium) und in Andautonia durch die Strasse Emona-Siscia-
Sirmium. —

Auserdem verwahrt man im gräflichen Schlosse eine grosse, allerseits gebro-
chene Platte aus weissem Stein, H. 0"82, Br. 0'59, D. 0-17. Auf derselben tritt in
Rückenansicht eine schön gearbeitete weibliche Gestalt hervor, bis auf die Schenkel
entblösst, den erhobenen und mit einer sorgfältigen, durch einen Krobylos gekrönten
Haartour gezierten Kopf nach r. gewendet. Sie ist vornüber geneigt, die L. streckt
sie gleichsam abwehrend vor sich in die Höhe, mit der R. hält sie ein grosses
faltiges Gewand, das ihr von der 1. Schulter auf der 1. Seite im Rücken hinabfällt
und das sie dann die Schenkel verhüllend vor dem Schosse zusammenfasst, jedoch
so, dass es um ein Gutes von diesem absteht. Die Gestalt ist in der Mitte der
Oberschenkel gebrochen. Oberhalb ihres Kopfes geht diagonal nach 1. oben ein
dicker wulstiger Streifen, einem Stocke vergleichbar, bis zu ihrer Hand (Leda
mit dem Schwan?).

Für antik gibt man auch zwei runde Quarzscheiben aus, deren erste einen
Durchmesser von 0"305 und am Rande eine Dicke von 0"105 hat; der Stein ist auf
der einen Seite concav, auf der andern convex gearbeitet. Bei dem zweiten Steine
(Durchm. 0 37, br. 0-13) ist nur die eine Seite concav gearbeitet und in der Mitte
ist ein oblonges, 0-13 1., 0"05 h. Loch.
 
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