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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0008
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Inseln geradezu umgekehrt — Naxos lieferte den Schleifstein für
den parischen Marmorarbeiter.

Die Anfänge einer plastischen Kunstthätigkeit werden hier wie
an so vielen Punkten Griechenlands kretensischen Ursprunges sein.
War doch Paros von Kreta aus colonisirt. Es ist aber keineswegs
zufällig, wenn wir relativ spät und anfangs spärlich von parisch-
naxischen Künstlern hören. Das hängt vielmehr zusammen mit dem
Emporkommen des Marmors als Materiales der bildenden Kunst,
der nur nach und nach die auf Thon Holz und Metall entstandenen
primären Formen übernimmt und weiter bildet.

Sehr bezeichnend eröffnet die Reihe der parisch-naxischen
Künstler einer der von sich selbst sagt dass er der allererste Thon-
ziegel in Marmor nachgebildet habe, Euergos der Sohn des Byzes4).
Kaum viel später und noch innerhalb des sechsten Jahrhunderts
tritt uns ein parischer Künstler Aristion in Attika5) und wohl am
Anfang des fünften in Böotien wieder ein Naxier, wieder mit dem
Ausdruck befriedigten Selbstbewusstseins entgegen, Thelxenor, den
Böotern, die freilich damals nichts Besonderes gewohnt sein mochten
(siehe Kitylos und Dermys), sein vielcitirtes d\\ 'eoibecrBe zurufend6).
In gleicher Weise wie Euergos und Thelxenor lernen wir Arkesilas
den Sohn des Aristodikos kennen. Ein Epigramm unter einem der
Artemis geweihten Geschenk, Dedikations- und Rechnungsurkunde
zugleich, nennt seinen Namen und preist seine Kunst7). Ob Simo-
nides der Verfasser sei, wie Diogenes Laertius überliefert, mag be-
zweifelt werden, sehr alt ist es jedenfalls. Es ist die Vermuthung

4) Paus. V 10, 3 nennt wohl irrthümlich den Byzes als Verfertiger der ä~{äX-
uaxct in Naxos auf denen sich das Epigramm:

Ncitioc; EuepYÖt; ue yevei AnxoOc; Trope Bvlew
TraTc;, ö<; TrpumöToc; xeüEe XiÖou xepauov
befand und auch als Erfinder der Steinziegel, was sich nur gezwungen aus dem
Epigramm herausdeuten lässt. Wahrscheinlich war diese Deutung die Quelle des
ersterwähnten Fehlers. Es liegt denn doch viel näher dass Euergos der eigenen
als des Vaters That rühmend Erwähnung that. Ganz in der Manier ist auch das
Epigramm des bisher sehr herabgedrückten Kleoitas Paus. IV. 207:
c,0<; xrjv iTnrctcpeöiv ev 'OXuuTria eüpaxo -rrpuixoc;
xeOSe ue KXeioixaq vxöc, 5ApiffxoK\eou<;.
Vergl. Brunn Kstlg. I S. 92 und Schubart Zeitschrift f. Alterthumswissenschaft 1849
S. 386.

5) Vergl. Overbeck Schriftqu. 354 und Lolling Mitth. d. arch. Inst, zu Athen
1876 S. 381 und 1879 S. 10.

6) Vergl. Kirchhoff Studien zur Gesch. d. gr. Alphabets S. 73.
Diog. Laert. IV 45. Overbeck Schriftqu. 482.
 
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