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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0009

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kaum abzuweisen diesen Arkesilas mit dem uns von Plinius 35, 122
mit Nikanor und zusammen neben Polygnot als älteste Enkausten
genannten Arkesilas zu identificiren. Beide sind Parier und bei
Plinius werden wir durch die Zustamnienstellung mit Polygnot auf
dieselbe Zeit geführt wie bei Diogenes Laertius durch die Erwäh-
nung des Simonides, und darin, dass der eine einen Maler, der
andere einen orfaXuaiOTTOiög nennt, ist wohl kaum Grund genug zur
Differenzirung. Malerei und Plastik getrennt auszuüben kam bis
ins fünfte Jahrhundert hinein gewiss keinem alten Techniten in
den Sinn.

Aber, ob wir hier identificiren dürfen oder nicht, wir werden
den mit Nikanor genannten Arkesilas wohl in der Künstlerfamilie
des Aristodikos irgendwie einzureihen haben8).

Ihrer ganzen Natur nach können diese einzelnen so zufällig
erhaltenen Nachrichten nicht den Anspruch haben für mehr als für
Symptome zu gelten. Symptome einer äusserst rührigen traditionell
vom Vater auf den Sohn vererbten Kunstthätigkeit die von biederm
Handwerksstolz geleitet, von den parischen Marmorbrüchen ihren
Ausgang nimmt nach Mittelgriechenland hin wie in den Peloponnes.
Wir dürfen annehmen, und moderne Analogien werden uns darin
bestärken, dass parische Marmorarbeiter in ganz Hellas schon von
Alters her so vielbegehrte Leute gewesen sein müssen wie attische
Turnlehrer. War doch ohne solche an eine rationelle Ausbeutung
der Brüche die Paros rasch zur reichsten der Kykladen machte gar
nicht zu denken, und dann kann doch nur unter dieser Voraus-
setzung das plötzliche Auftreten einer Fülle von parischen Hülfs-
arbeitern in dem aus Schutt und Asche neu und glänzend hervor-
steigenden Athen recht verstanden werden.

Hier, im Kreise des Phidias nennt die Künstlergeschichte zum
erstenmale hervorragende parische Künstler und nur aus einzelnen
Spuren lässt sich erkennen, dass sie in der That nur die letzten
Ausläufer einer ehemals selbstständigen heimischen Kunstschule sind,
die in der grösseren attischen aufgegangen. Dieses Aufgeben war
das unausweichliche Resultat der politischen Entwicklung, gegen
die sich Paros vergebens gestemmt. Es half nicht viel, dass des
Miltiades Rachezug scheiterte und dass im zweiten Perserkriege die
parische Flotte jene zweideutige und unverlässliche Haltung ein-

8) Ob der Maler Pythagoras, den Pausanias IX 35, 2 einen Parier nennt, mit
dem Samier zu identificiren sei mag dahingestellt bleiben.

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