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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0010

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nahm, die man im Alterthume dvarrapid^eiv9) nannte. Der Sieg der
hellenischen Sache hatte für Paros den Vorzug die Marmorpreise
in die Höhe zu treiben, aber es musste sich bequemen dem delisch-
attischen Bunde und zwar mit einer sehr ansehnlichen Tributsumme
beizutreten. Es hielt die ganze Glanzzeit Athens an dessen Seite
aus. Später arbeitet freilich der Parier Aristandros an den Tro-
phäen über Athens Fall.

Während unsere Ueberlieferung von allen Genossen des Phidias
dem Alkamenes allein eine selbstständige Stellung neben der alles
überragenden Gestalt des Meisters einräumt und sich nur darin
gegen ihn vergeht, dass sie aus ihm, dem jüngeren Nebenbuhler
den Schüler des älteren gemacht hat10), treten die parischen, mehr
noch als die übrigen fremden in den Hintergrund. Nur um den
Namen des Agorakritos hat sich ein Kranz von Anekdoten ge-
schlungen, deren Tendenz aber keineswegs auf eine besonders all-
gemeine Werthschätzung dieses Lieblings des Phidias hinweist. Im
Uebrigen theilen mit ihm Thrasymedes wie Kolotes das Geschick,
dass ihre Werke meist unter die Rubrik Phidias eingestellt wurden,
auch wenn sie ihren Namen selbst darauf gesetzt hatten, während
ein anderer Parier Lokros nur einmal als Mitarbeiter des Alkamenes
erwähnt wird und wieder andere ganz der Vergessenheit anheim-
fielen.

Zwei solche Namen sind es, deren verblichene doch nicht ver-
löschte Züge in den Annalen der Kunstgeschichte, wenn auch nicht
in altem Glänze wieder hergestellt werden sollen. Zwei Namen
deren Nennung allein genügt den Glauben zum Wanken zu bringen,
als ob wirklich die parische Künstlerschule für immer und ohne
Rest in der des Phidias aufgegangen sei und die Ahnung zu er-
wecken, dass Athen viel mehr empfangen als es zuzugestehen für
gut hielt.

Es sind die der Ahnherren jener beiden Meister, die wir als
Häupter der jüngeren attischen Schule zu bezeichnen gewohnt sind,
und gleichen Klanges mit den ihrigen. Aehnlich wie sich mancher
am nächtlichen Himmel strahlende Stern als Doppelgestirn auflöst,
können wir verdeckt von unserem Praxiteles und Skopas einen
anderen älteren Praxiteles, einen anderen älteren Skopas, beide unter
den Jüngern des Phidias erweisen.

9) Die Entstehungsgeschichte dieses geflügelten Wortes erzählt Ephoros bei
Steph. Byz. s. v. TTöpcx;.

10) Vergl. Brunn Sitzungsb. d. k. bair. Ak. ph.-hist. Cl. 1878 S. 9 ff.

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