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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0013

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später auch nur noch einmal und zwar ausserhalb Attika's15).
Unserer Stelle geht unmittelbar wieder eine Angabe über ein praxi-
telisches Werk voran, das Grabmal eines unbekannten Kriegers.
War nun hier die gleiche Künstlerinschrift in anders geformten
Buchstaben zu sehen, so musste das unserem Periegeten zu sehr
auffallen, als dass er es hätte schweigend übergehen können. Einen
Schluss hat er freilich aus den sehr naheliegenden Prämissen zu
ziehen unterlassen.

Auch der Umstand dass die Inschrift nicht am Werk selbst
angebracht war, bedarf einer kurzen Bemerkung. Bei Cultusbildern
war das ein alter Brauch den erst Phidias durchbrochen zu haben
scheint16).

Die Gruppe im Demeterheiligthuine kann nicht das Werk eines
untergeordneten Künstlers gewesen sein, auch wenn man zugiebt,
dass nicht ihr Iakchos zum weitberühmten Iakchos der Athener
gemacht werden darf. Noch Clemens Alexandrinus thut ihrer Er-
wähnung, auch ihm ist sie ein Werk des Praxiteles schlechtweg,
also des grossen Praxiteles17). Wie, wenn das nicht der einzige Fall

15) VI. 19, 3. Weihgeschenk des Miltiades in Olympia.

Ifi) Seine Urheberschaft der Parthenos stand noch gleichfalls auf einer Ur-
kunde verzeichnet, beim olymp. Zeus durfte er sie am Werke selbst anbringen.
Auch Agorakritos that das in Rhamnus in sehr bescheidener Weise, die gegen das
Alter des Gebrauches spricht.

17) Ist sie vielleicht identisch mit der von Plinius erwähnten Coragusa des
Praxiteles? Denn dass es dort so statt des überlieferten Catagusa heissen müsse,
hat Förster Raub und Rückkehr der Persephone S. 105 vermuthet und eine von
Foucart Annuaire des Stüdes grecques 1875 p. 327 aus Mantinea publicirte Inschrift
bestätigt, auf welche mich Prof. Benndorf aufmerksam macht. Es ist ein Ehren-
dekret der Nikippa Tochter des Paseas, deren Statue Pausanias VIII 9, 3 erwähnt,
vom Jahre 61 v. Chr. In derselben wird von einer tto|Uttü tüjv KopctYiwv und einer
OÜvoboc; tujv Kopdyujv gesprochen. Die von Plinius erwähnte Erzgruppe nach
Mantinea zu setzen werden wir aber schon darum abstehen, weil Pausanias wohl
das alte Cultbild der Inschrift nicht aber ein solches Werk hätte übergehen können.
Der Gegenstand der attischen Gruppe kann nach dem Iakchos mit der Fackel zu
schliessen die Rückführung der Kora gewesen sein und dieses Werk kannte Plinius,
denn er erwähnt praxitelische Werke im Kerameikos 36, 20. Diese müssen nicht
nothwendig Marmorarbeiten sein, denn er übergeht sie hier und weist damit viel-
leicht auf die mter statuarios behandelten zurück und die topographischen Bedenken
die Urlichs Observ. p. 9 zum Widerruf seiner Chrest. Plin. p. 380 (vgl. Brunn
Kstlg. I S. 344) aiisgesprochenen Meinung veranlassten, haben wenig Gewicht. Aber
Plinius führt zwei Erzgruppen als zusammengehörig an 34, 20: fecit tarnen et ex
aere pulcherrima opera: Proserpinae raptum item coragusam. Ich gestehe dass mir
dies nicht recht wahrscheinlich und gegen allen alten Kunstgebrauch scheint. Auch
die Sprachmischung dieser Notiz ist auffällig. Vielleicht fand Plinius in seiner
lateinischen Quelle eine dem Worte coragusa beigefügte Erklärung und machte
daraus die erste Gruppe.
 
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