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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0014

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der Art gewesen wäre ? Jedesfalls legt er die Pflicht auf, den Ka-
talog praxitelischer Werke darauf hin ins Auge zu fassen.

Da springt denn zunächst eine von Plinius 34, 71 überlieferte
Notiz in die Augen die ihn mit dem drei Menschenalter früheren
Kaiamis in eine ziemlich sonderbare Verbindung bringt: Habet
simulacrum et benignitas ejus. Calamidis enim quadrigae aurig am
suum imposuit, ne melior in equorum ejfigie, defecisse in homine cre-
deretw.

Man hat diese posthume benignitas in verschiedener Weise zu
erklären versucht'8) ohne dass jedoch behauptet werden kann, es
sei gelungen der Geschichte ihren albernen Anstrich zu nehmen.
Offenbar fällt jedoch die Schuld nur auf Plinius zurück, der sich
über die Chronologie des Kaiamis keinerlei Sorge machte. Denn an
und für sich hat ein Wagenlenker von anderer Künstlerhand mit
einem Gespanne des Kaiamis nicht das geringste Bedenken. Plinius
selbst erwähnt seiner Bigen und Quadrigen mit dem eingeschränkten
Lobe: equis semper sine aemulo expressis. Nach Allem was wir von
seiner Kunstweise wissen, und er ist der bestgekannte Meister des
griechischen Quattrocento, lag die Aufgabe ein so bewegtes Schema
wie das eines Wagenlenkers zu bilden, ausserhalb der Grenzen seiner
Manier, über die hinaus zu gehen ihn das zu seiner Zeit schon durch-
gebildete System der Arbeitstheilung nicht nöthigte. Eine solche
Arbeitstheilung zwischen ihm und Onatas fand an dem Denkmal für
Hierons Siege auf der olympischen Rennbahn statt. So wird auch
bei dieser Quadriga, über deren muthmasslichen Standort und Be-
stimmung Benndorf sich jüngsthin geäussertU)), an ein ähnliches
Zusammenarbeiten der beiden überlieferten Künstler zu denken sein.
Dieser Praxiteles kann freilich nur der Meister der Gruppe im
Demetertempel sein, aber ohne die Verwechslung mit seinem be-
rühmten Namensgenossen hätten wir wohl auch diesmal von ihm
nichts erfahren. So besitzen wir jetzt schon Kunde von zweien
seiner Werke, zwei weitere können wir gleich noch hinzufügen.

Im Heratempel zu Platää erwähnt Pausanias als besonders
sehenswerth neben einer Hera des Kallimachos eine solche des
Praxiteles und eine Rhea von derselben Hand, IX 2, 5:

TTXaTaieöcri öe vaog ecriiv "Hpas Qea§ ahog jie^eQei re Kai eg
tüjv dYaXudfujv töv köctuov. eö"e\6oü<Ti uev cPe'a töv rcexpov KaxeiXn-
uevov cnrapfavoig, oia bfj töv xraTöa öv exeKe Kpövuj koui£ou(T& etfxr

lS) Vergl. Urlichs Observationes de arte Praxitelis p. 10.
19) Ueber das Cultusbild der Athena Nike S. 46.
 
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