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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0021

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15

Tempel mit alten Statuen. Da brauchte er nicht mehr Kunst-
kennerschaft als er sonst zeigt, um den Unterschied zu merken29).

Ebenso auffallend wie die Zwölfgöttergruppe nehmen sich die
Arbeiten des Herakles als Giebelcomposition in der Aufzählung der
Werke des Praxiteles aus. Die olympischen Ausgrabungen haben
uns gelehrt dass man bereits früh anfing bei Ausführung grosser
Giebelcompositionen nicht mehr jenen fast verschwenderischen Auf-
wand künstlerischer Kräfte nöthig zu finden, der einer älteren Zeit
als selbstverständlich gelten mochte. Schon des Skopas Verhältniss
zu den Giebelgruppen in Tegea war kein directes gewesen wie Pau-
sanias bezeugt, der ihn ausdrücklich nur als den Architekten des
Baues und Bildner der Tempelgruppe erwähnt. Hier aber ist das
Cultbild von zwei sonst ganz unbekannten Thebanern Xenokritos und
Eubios gefertigt, deren Zeit man nur nach dem Urheber der Giebel-
gruppe bestimmte. Ueber diese lautet der Bericht des Pausanias
IX 11, 4:

Orißcrioig be xd ev xoig dexoi? HpaHrreXris eTroiricre xd ttoXXcc xujv
bajoexa KaXouuevcuv a0Xwv Kai crcpiai xd lg Tag öpviöa? evbei rüg
Im. XxuuqpnXiy, Kai \hg eKd0n,pev cHpaKXfjg xnv 'HXeiav x^pav. dvxi
xoüxuiv be r\ Trpög 'Avxaiov rrdXri rrexroirixai. Dann fährt er fort:
OpaaüßouXog be ö Aükou Kai 'ABnvaiujv oi cruv auxin xupavviba xnv
xtuv xpmKovxa KaxaXuaavxeg, 6p)uri9eio"t ydp o"qpio"iv eK 0n.ßujv eYevexo f|
xdOobo?, 'AGnvdv Kai cHpaKXea koXXoctctoö em XiBou xuttou xoö Hevxe-
Xrjo~iv, epya be 'AXKauevou?, dve9n,Kav lg xö cHpaKXeiov.

Im zweiten Theile fällt unser Berichterstatter aus der im ersten
angewandten Construction heraus. Er will sagen: Für die Thebaner
hat Praxiteles die Heraklesthaten im Giebel gemacht, für die Athener
und Thrasybul Alkamenes das Weihgeschenk Athena und Herakles
im Tempel. Beide Werke werden uns in .enger Verbindung mit ein-
ander angeführt. Uebertragen wir sie in den Vasenstil, so giebt
eine Schale aussen mit Heraklesthaten geschmückt im Inneren in
grösseren Dimensionen das wohlbekannte Bild Athena dem Herakles
einen Trunk einschenkend die schlagendste Analogie. Die Stiftung
der Giebelgruppe des Alkamenes geschah aber nach obigem Bericht
Ol. 94, 2. Es war ein Gedanke würdig des Phidias nachstrebenden
Meisters. Die neue Verbindung Athens und Thebens fand ihren
monumentalen Ausdruck in der Vereinigung seiner Schutzgottheiten
und zugleich der Schmuck des Tempels seinen voll und harmonisch

29) Er erkennt z, B. die Arbeit des Endoios VII 5, 4 des Lapliaes VII 26, 6,
des Kanachos ES 10, 2 des Kaiamis V 25, 5.
 
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