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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0022

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ausklingenden Abschluss. Der Praxiteles der ihn geschaffen, muss
demnach der ältere gewesen sein. Möglich wäre auch dass er schon
in der Zeit des dreissigj ährigen Friedens entstand, damals arbeitete
in Theben Phidias Kaiamis und der ältere Skopas, in Koroneia
Agorakritos ; warum aber das Herakleion, das die Stiftung Thrasy-
buls als ein schon früh bedeutsames Heiligthum zeigt, erst im vierten
Jahrhundert seinen nothwendigsten Schmuck erhalten haben sollte,
ist schwer einzusehen, der chronologischen Schwierigkeiten nicht
xu gedenken welche die Thätigkeit des grossen Praxiteles in Theben
an und für sich unwahrscheinlich machen30).

In noch engerer Verbindung kehren die Namen Alkamenes
und Praxiteles wieder Paus. VIII 9, 1:

"Eaxi be Mavxiveöcn vaög bmXovg ud\io~xd ttou koct& uecrov xoixw
bieipTÖuevos' tou vaoü be xijj uev aYaAud eaxiv 'AeTKAnTnoO, xexvr) 3A\Ka-
uevoug, tö be e'xepov AnxoOg ecrxiv iepöv Kai tujv Traibiuv TTpaHixeXr|g
be xd aYaXuaxa eipYacraxo xpixrj uexd 'AÄKaue'vnv ücrxepov yevea. xouxwv
xr€xroir|)U6vot ecrriv eui xw ßdOptu MoOaa Kai Mapcrüag au\uuv.

Und gleich darauf wieder ein praxitelisches Werk:

Kai "Hpag irpog xlu 0edxpuj vaöv eGeaadunv TTpaEixeXng be xd

dydXuaTa auxi'iv xe KaGniievriv ev 6pöviu Kai Trapecrxiuaag eTioinaev

JA6nvdv Kai "Hßnv Traiba "Hpag.

Wir dürfen getrost die Entscheidung über beide Bildwerke
auf einmal fällen. Die Annahme dass sowohl Grossvater wie
Enkel in Mantinea gearbeitet hatten, liegt doch zu fern um ernstlich
berücksichtigt zu werden. Wahrscheinlich hat dieselbe auch für ein
drittes Werk Kraft, ich meine die Gruppe der Leto und ihrer Kinder
in Megara im Tempel des Apollo Prostaterios, Paus. I 44, 2, die
recht gut eine Wiederholung der Gruppe von Mantinea sein kann.

Wir wenden uns zu dem an erster Stelle erwähnten Tempel.
Es war ein Doppeltempel, die beiden Hälften durch eine Mauer ge-
trennt, die beiden Cultbilder durch drei Generationen geschieden.
Dies musste Pausanias natürlich als Curiosum auffallen, ähnlich wie
Plinius jenes Viergespann auffiel. Dass es dabei ganz und gar mit
rechten Dingen zugegangen sein könnte, Alkamenes und Praxiteles
sich einfach in die Arbeit theilten, darauf kam er ebensowenig wie
Plinius im analogen Fall. Er hatte von der Existenz eines älteren
Praxiteles gar keine Ahnung. Die literarischen Hülfsmittel deren
er sich für die Geschichte der griechischen Bildhauer bediente, hat

30) Vergl. Friedrichs in der Zeitschr. f. Alterthumswissenschaft 1856 S. 1.
Bursian in Fleckeisens Jahrb. LXXVII S .104.
 
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