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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [1]: die parisch-attische Künstlerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0025
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19

Kepliisodot erscheint in der Ueberlieferung fast immer in Gemein-
schaft seines Bruders Timarchos. Beide werden mehrmals ohne
Namen kurzweg als die Söhne des Praxiteles angeführt. Die späte
dilettantische Kunstschriftstellerei, deren völliger Verkennung der
Grundlagen des griechischen Kunstbetriebes wir gar manche Irr-
thümer verdanken, fand es aber höchst unbequem nicht für jedes
Kunstwerk einen und nur einen Namen zu haben. So kennt denn
auch Plinius, der sich über diesen Punkt offen ausspricht34), den Ti-
marchos nur dem Namen nach und behandelt seinen Bruder allein
als den Erben praxitelischer Kunst.

Der gleiche Umstand scheint die einsame Stellung des Keplii-
sodot verursacht zu haben, während Spuren besserer Ueberlieferung
auch hier auf ein Brüderpaar zu weisen scheinen. In Megalopolis
arbeitet er ein grosses Denkmal, den thronenden von der Artemis
Soteira und der Stadtgöttin umgebenen Zeus mit Xenophon und das
einzige Werk das wir sonst noch von diesem kennen, die Tyche
mit dem Plutoskinde in Theben, steht in einem leicht ersichtlichen,
auch von Pausanias erkannten Zusammenhange mit der das Plutos-
kind tragenden Eirene des Kephisodot. Man hat Bedenken gehabt
diesen von Pausanias als Athener bezeichneten Xenophon in dem
von Diogenes Laertius als Parier erwähnten Bildhauer wieder zu
erkennen. Indessen dient gerade der scheinbare Widerspruch der
Heimatsangabe ihm seinen Platz in der parisch-attischen Künstler-
familie des Praxiteles mit grosser Wahrscheinlichkeit anzuweisen.

So haben wir denn für die zweite Generation unserer Künstler-
familie einen Namen und ein Werk zugleich mehr gewonnen und
mit dieser Erkenntniss vielleicht auch Licht für andere bisher nicht
genügend aufgehellte Punkte. Zunächst wohl für die Eirene mit
dem Plutoskinde.

Dass sie als die monumentale Sanktion eines politischen Aktes,
als politisches Bildwerk wie die Herakles- und Athenagruppe im
Herakleion zu Theben, die Hera und Athena im Heraion zu Man-
tineia und die Gruppe des Kephisodot und Xenophon in Megalopolis
zu fassen sei, ist unbestreitbar und unbestritten. Durch die Herbei-
ziehung der thebanischen Variante aus demselben Atelier ist zugleich
die Richtung gewiesen, in welcher wir das bestimmende historische
Moment zu suchen haben. Doch vernehmen wir auch hier bevor wir
weiter schreiten unseren Pausanias. Er sagt I 8; 2: Meid be rag
ekövas tujv eTruuvuuwv eö"riv (rfaXucrra Gewv, 'Aucpidpaog Kai Eiprjvii

36, 38.
 
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