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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Heinrich, Alfred: Grabstein in Cilli
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0133

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Grabstein in Cilli

127

Am 23. März dieses Jahres ist im nordwestlichen Theile von
Cilli, etwa zwölf Meter nördlich von der mittelalterlichen Umfassungs-
mauer der Stadt, bei Gelegenheit des Schulhausbaues der Congre-
gation der Schul Schwestern in der Tiefe von 09 Meter ein römischer
Grabreliefstein aufgefunden worden, die Reliefseite nach unten ge-
kehrt. Das Material ist weisser grobkörniger krystallinischer Urkalk
(sog. Bacherer Marmor), der aus der Gegend von Roetschach, nord-
westlich von Gronobitz am Südabhang des Bachern, stammen muss,
weil sich dieser körnige Kalk an keinem anderen Punkte des süd-
lichen Steiermark vorfindet. Die Höhe des Steines beträgt 13, die
Breite 1-03, die Dicke 0-22 Meter.

Der Stein ist auf seinem oberen Theile in Relief geschmückt
mit den Brustbildern zweier männlicher Figuren, deren Köpfe bis
auf das Kinn abgeschlagen sind. Beide Figuren haben Aermeltunica
und Paenula. Die Figur zur R. hält eine Rolle in der Linken. Die
andere fasst mit der L. die Paenula an. Bedeutungsvoll ist offenbar
bei beiden der Gestus der beiden ausgestreckten Finger der r. Hand.
Ein Blattornament scheidet diesen obern Theil von dem mittleren
durch zwei schwach verjüngte Säulen eingefassten, welcher die Grab-
inschrift trägt. Der untere dritte Theil, der vermuthlich auch eine
Sculptur trug, ist fast ganz weggeschlagen.

Die Inschrift, in grossen guten Buchstaben des zweiten Jahr-
hunderts, lautet:

d m
avr - maximo civis
svrvs • ex regione
zevgma ViCO-ffiNNIA
5 an • xxv ■ avr • bassvs ■ baratt

vivvs fecit • frx ■ "e avr - sabino
civis ■ svrvs • ex region? • zevgm.
vico •

Z. 5 ist das m des Wortes barat^ (das a befindet sich in der
oberen Hälfte des r) mit seiner rechten Hälfte in die anstossende
Säule eingemeisselt. In Z. 2 und 7 hat der Schreiber durch seine
semitische Muttersprache verleitet, den Nominativ an Stelle des
Dativs gesetzt. Zeugma am Euphrat (Forbiger II 653 A. 40, C. I. G.
4472, C. I. L. III 4331), wie auch Barathe in Lycaonien (Forbiger
H 319 A. f.) werden oft genannt; der vicus Rennia erscheint hier
vielleicht zum ersten Male.

Die Inschrift ist unvollendet, das zeigt der frei gebliebene
Raum unter derselben, für zwei bis drei Zeilen noch ausreichend;
 
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