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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0161
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scheinlich eine die Hauptfigur geworden, eben die mit doppelter
Fackel ausgestattete und die gleiche Ausstattung gab die gleiche
Haltung der beiden zur Seite bis an die Anten gehaltenen Arme,
wenn man nicht umgekehrt sagen muss, dass das so deutliche
Streben nach Symmetrie hier der Hauptfigur die doppelte Fackel
geben Hess, während die anderen beiden Figuren je den Unterarm
mit der Fackel über, den Schale oder Kanne haltenden unter
dem Arme der Mittelfigur völlig entsprechend und doch völlig
ungezwungen vorstrecken. Dieses Abstehen der Arme, so ver-
schieden von der Geschlossenheit der übrigen Hekataia dieser
Gattung war die Folge der Reliefdarstellung, bei der nur so
die Verschiedenheit der Attribute zur Geltung kommen konnte.
Bemerkenswerth ist auch die Schlankheit der Gestalten gegen-
über den gedrungenen Verhältnissen der übrigen Hekataia.
Dieselbe mag gesteigert werden dadurch, dass die Arme nicht
am Körper anliegen, man sieht aber leicht, dass Hals, Arme,
Beine und Leib auch an sich von ungewöhnlicher Länge und
Schlankheit sind13). Der Eindruck ragender Grösse, vermehrt
durch den hohen Kalathos, verbindet sich bei dem architekto-
nischen Aufbau der Gestalt und dem altertümlichen Stil mit
demjenigen feierlicher und weihevoller Erscheinung, wie er
anderen Hekataia trotz ähnlichen Stiles nicht eigen ist. Freilich
wirkt auch die fast tadellose Erhaltung mit, da nur die rechte
Stirn mit dem Auge an der Hauptfigur verletzt ist. Aber auch
ein Vergleich mit anderen archaistischen Werken guter Erhal-
tung, z. B. der Dresdener Dreifussbasis, lässt wohl ähnliches
Streben nach wohl abgewogenem ceremoniellem Anstand, aber
sehr ungleiches Gelingen erkennen. Wie sorgfältig durchgeführt
und nicht schablonenhaft ist das Gefält vor der Brust, die Zer-
legung der grösseren Falten unter dem Druck des Gürtels, die
Klarheit der gesammten Gewandanordnung, darum als Beispiel
der Gewandform III hinzustellen. Das Haar, in der Hauptsache
nicht wesentlich von den anderen Bildern verschieden, zeichnet

l3) Zur Erklärung dieser Thatsache bemerkt mir Benndorf 'die Schlankheit
des Metteruich'schen Hekataion ist wohl hauptsächlich eine künstlerische Ausglei-
chung des Missverhältnisses, dass drei Figuren nebeneinander geschlossen gewisser-
massen in eine zusammenwachsen, eine Feinheit die so gross und so natürlich
ist, dass sie fast erst durch Reflexion, nicht sofort bei erster Betrachtung entgegen-
tritt. In anderen Exemplaren ist die Schwierigkeit gehohen durch stärkere Lösung
und Differenzierung der Gestalten'.
 
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