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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0169
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Kanne oder Schale /TQ, mit Schale HRT; keines von beiden AB
EFGJ.

Schwerlich dürfen wir die Schale hier nur in der abgeblassten
Bedeutung eines allgemeinen göttlichen Ehrenzeichens nehmen. Denn
wenn das Urbild unserer Hekataia auch nicht so alt sein dürfte,
als es zunächst scheinen mag, so ist es doch wohl älter als jenes
Ehrenzeichen, das hinab bis in die Zeit des Pheidias und seiner
Schüler noch nicht in Geltung ist, das Avir vielmehr erst im fünften
Jahrhundert, wie mir scheint, sich herausbilden sehen aus der
Plomerischen Vorstellung der im Olymp den himmlischen Trank
geniessenden Götter, indem auf rothfigurigen Vasen strengen Stils
zunächst die Götter in Gesellschaft, dann einzeln, vorzüglich Zeus
von einer der jüngeren Göttinnen sich den Trank einschenken lässt,
von dem dann nach gut menschlicher Weise frommen Sinnes vor
dem Genuss erst gespendet wird.

Aber auch die Art, wie unsere Hekatefiguren die Schale halten,
weicht von jenem Ausdruck zukommender Cultusehren erheblich ab.
Zur Seite in gesenkter Hand getragen, erscheint sie ganz wie bei
Frauen und Jungfrauen des Panathenäischen Festzuges am Parthe-
nonsfries. Endlich verbunden mit der Kanne, mahnt uns die Schale
nicht so sehr der Trank empfangenden Götter zu gedenken, als
der den Trank darreichenden, die ja auch häufig nicht blos die
Kanne, sondern auch die Schale in den Händen halten, und die ja
auch, Hebe, Nike, Iris und wie sie alle heissen, Jungfrauen sind.
Vor allem liegt es nahe, der wenigstens seit Mitte des fünften Jahr-
hunderts — also auch eben zur Zeit des Alkamenes — beliebten
Darstellungen des von Artemis (und Leto) den Trank empfangen-
den Apollon Kitharodos uns zu erinnern10). Kaum dürfte es für die
Erklärung dieser Darstellungen ausreichen, wollte man nur die
Uebertragung eines schönen Motivs auch auf diesen Götterverein
annehmen, da nicht allein seherische und dichterische Begeisterung
als Wirkung des Feuchten sonst und vorzüglich in Apollinischem
Mythen- und Vorstellungskreis geläufig ist, sondern andrerseits auch
der Artemis Beziehungen zur feuchten Natur hinlänglich verbürgt
sind. Ich brauche kaum an die Limnatis, Potamia, Saronia, Alpheionia,
an die der Artemis gleichgesetzte Eurynome, Tochter des Okeanos
zu erinnern. Und wenn aus Zeiten, wo die Götter noch die beson-
deren Abzeichen ihres Wesens in die Hand gegeben erhalten , ein-

1G) Vgl. O. Jahn Bilrlerchroniken 8. 48. Stephanl CR. 1873 S. 111 ff. 201 ff

und Heyilemann zu Mon. ined. IX, 17, 1. ...

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