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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 4.1880

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9394#0174
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Bilde zu verbinden, erst nachher, wie erweislich geschehen, auch
innere Beziehungen verschiedener Gottheiten in solcher Anlehnung
der einen an die andere auszudrücken, so der Aphrodite zu Priapos
oder Bakchos, des Bakchos oder Eros zu Aphrodite. Aber wie über
die anlehnende Göttin, so kann man auch über die stützende sich
kaum entscheiden* Aphrodite und Persephone dürften gleichen An-
spruch haben; beide hat ja Gerhard in seiner Benennung Venus-
Libitina zu einen gesucht. Versucht man sich aber die Dreifüsse in
Amyklai (Paus. o7 18. 5) von Kallon und Gitiadas vorzustellen, so
möchte man auch Artemis herzunehmen, und in der That hat Ste-
phani in allerdings etwas äusserlichem Verfahren jenen Typus
Eileithyia zu benennen versucht. Freilich sind auch Hören und
Chariten verwandter Bildung, auch sie architektonisch verwendet
am Thron des Bathykles. Das Gesammtmotiv: Anfassen des Ge-
wandes mit der einen Hand, Erheben der andern vor der Brust
ist, von männlichen Pfeilerfiguren Aegyptens noch wenig verschieden,
über Kypros "3) wie es scheint, den Griechen zugekommen, und für
Darstellung des Weibes überhaupt gebraucht. Nur in dem Attribut
der Rechten kann man das Charakteristische suchen, aber der Apfel
ist noch vieldeutiger als die Taube; oder sollen diese Bilder uns
mahnen, dass die Götter localen Glaubens minder unterschieden
waren, als im durchgebildeten nationalen Epos. Wie Hera in Argos,
Aphrodite in Sikyon 24 i, Athena Nike 25), Demeter ua\ocpöpo£ (zwei-
deutig) , wie Kore, wie der Göttin von Rhamnus, wie Hestia auf
der Schale des Oltos und Euxitheos, so konnte auch der Artemis-
Hekate der Apfel gegeben werden, und zwar ihr wie zum Theil
auch jenen Göttinnen in doppeltem Sinn. Zuerst in wörtlichem?
wie gewiss der Apfelzweig der Nemesis gemeint war; denn kraft
der oben bei Kanne und Schale besprochenen Natur fördert auch

23) Vgl. Jahn Arch. Zeit. 1867 S. 123. Lang Revue arch. N. S. 24, 271 und
Gaz. arch. 1876 zu pl. 81. Michaelis Arch. Zeit. 1864 S. 137.

2>) Vgl. Aphrodite als Spiegelstütze Arch. Zeit. 1879 T. 12.

") Dass ich Benndorfs scharfsinnigen Comhinationen nicht beitreten kann
habe ich schon angedeutet. Ich mache hier auf ein merkwürdiges Relieffragment im
Akropolismuseum aufmerksam, von geringen Dimensionen, im Zimmer der Nike-
balustrade, oben mit Rand, an den anderen Seiten gebrochen. Zwischen vier Ro-
setten, aussehend wie Schalen, steht von vorn gesehen eine weibliche Gestalt etwa
vom Nabel aufwärts sichtbar, drunter der glatte Grund,-deutlich mit der Aigis be-
kleidet, in erhobener Linken einen Apfel (?) haltend, in der gesenkten Rechten eine
Schale. Rechts von dem rechten Rosettenpaar stehen ähnlich drei weibl. Gestalten,
auch nur halb sichtbar, alle drei mit dem Polos auf dem Kopf, die Hände vor der
Brust aneinander legend.

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