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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0009
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gehende Streben nach reicherer Gewandung, abweichend sowohl
von älterer wie nachfolgender Zeit bemerklich. Selten oder kaum
rindet sich bei ihnen das früher und namentlich später so beliebte
einfache Diploidion mit oder ohne Gürtel. Wo nicht das Himation
umgenommen ist, ist die Tracht das Diploidion mit tief hängendem
Kolpos, unter dem man die Enden der Kolpos bildenden Hüftschnur
heraushängen zu lassen liebt, namentlich Hieron bei lebhaft be-
wegter Gewandung seiner Mänaden. Der Gürtel ist hier daher
selten; wo aber vorhanden in rothfig. Vasen strengen Stils, da
liegt er tief, so Gerhard A. V. 4 18 24 29 46 56 65 79 f. 81, wo
meist auch die schlanken schmalhüftigen Formen deutlich sind Die
nackten Hetären des Euphronios (Conze, Vorlegeblätter S. V. 3)
lassen bei allen Vorzügen der Zeichnung doch in Schultern, Leib
und Hüften noch die Macht des Herkommens erkennen, wie ja
noch beträchtlich spätere Vasen, wie Stackelberg Gräber d. H. 36,
Gerhard A. V. 296, nackte Frauen ungefähr von der Körperbildung
des Polykletischen Doryphoros zeigen.

Die Sculptur lässt genau dieselbe Vorliebe für reiche, faltige
Gewandung bemerken, wie die gleichzeitige Vasenmalerei, so das
Harpyienrelief, die bekannten, zuletzt von Furtwängler a. O. auf-
gezählten Charitenreliefs, denen ein Vasenbild des Epiktetos beson-
ders nahe steht, Gerhard A. V. 299; das Korinthische Puteal, das
Relief von Aricia. das Nymphenrelief von Thasos, die Albanische
'Leukothea5, das athenische Relief bei Schoene Gr. Reliefs 29, 122
und 19, 83. Von Rundsculpturen nenne ich die Akroterienfiguren,
wie die beiden Athenen des Tempels von Aigina, letztere in der-
jenigen Tracht, die auf den bezeichneten Vasen für sie die gewöhn -
lichste : Chiton und Himation (oben IV) nicht ohne die Brustfalten;
ferner die trauernde Penelope. die Metopen der Selinuntischen
Tempel F und E, die 'Kanephore' in der Arch. Zeit. 1880, T. 8
und anderes. Ein besonders schlagendes Beispiel des schmalen
weiblichen Körpers ist die im Motiv der Penelope ähnliche Elektra
des Thonreliefs von Melos Mon. ined. d. I. VI, 57. Von der Gür-
tung gilt ungefähr dasselbe, was bei den Vasen gesagt wurde38).

In Pheidias' Zeit hört reiche Gewandung nicht auf studiert und
dargestellt zu werden: Pheidias weiss jeder Person und jedem
Augenblick das passende Gewand zu geben. Mit Vorliebe aber

3S) Tiefe Gürtung bei Athena des alten Thonreliefs die Geburt des" Erich-
thonios darstellend Arch. Zeit. 1872 T. 63.
 
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